Nordfriesische Bauern überraschen Sylturlauber

Moin,

heute Morgen bekam ich beim Frühstück einen Anruf: „Moin Julia, wir treffen uns um 11 mit ca. 20 Landwirten in Niebüll für ne Dialogaktion. Lust dabei zu sein?“ – Blöde Frage. Sofort. Ich bin um 11 Uhr da. Statt 20 Landwirte sind es 50. Alle mit einem Lächeln im Gesicht. Bunte Kindertrettrecker zieren den Kreisverkehr. Die Stimmung ist locker. Ich parke neben dem Peterwagen. Polizeimeister Petersen kommt mir entgegen. Ich spreche kurz mit ihm und erkundige mich, was er zur Aktion sagt. „Finde ich gut. Alles friedlich – kein Stau. Wunderbar. Wir werden hier heute wohl nicht mehr gebraucht“, erwidert er.

Die nordfriesischen Bauern haben sich heute spontan zu einer Guerilla-Aktion am Sylt Shuttle in Niebüll getroffen, um den Urlaubern ein von ihnen erzeugtes Produkt zu übergeben. Das lächelnde Gesicht, das einem ein frohes Fest und einen erholsamen Urlaub wünscht, gibt es heute gratis dazu. Doch warum gerade heute und gerade dort? Sönke Plöhn, Mitinitiator der Aktion erklärt es mir so: „Gestern haben alle Länder Ferien bekommen. Erfahrungsgemäß st dann immer die Hölle los hier. Wir dachten, wir möchten heute der Landwirtschaft mal Gesicht geben und uns für den gesellschaftlichen Dialog offen zeigen.“ Plöhn muss weiter. Schon wieder wurde Nachschub geordert. Der Kreisverkehr im Niebüller Industriegebiet ist ein Nadelöhr. Alles, was nach Sylt auf den Autozug möchte, muss hier lang.

Die Nordsee Milch und der besondere Joghurt „Traum von Eiderstedt“ von der Meierei in Witzwort sowie die regionalen Kartoffeln von der Klintumer Frische – allesamt Spenden – gehen weg wie warme Semmeln. Nahezu jeder hält an. Wer nicht anhält, hat es eilig und möchte den Zug noch kriegen. Verständlich.

Zwei Stunden stehe ich bei den Bauern an der Verladung. Manche preschen vor und suchen den Dialog aktiv am Autofenster, andere schauen sich das Spektakel aus der zweiten Reihe an und saugen die Eindrücke auf. Und was bekommen die Bauern dafür? Ein Lächeln. Und zwar ein aufrichtiges mit einem ehrlichen Danke! Es ist so einfach und doch so besonderes. „Das tut unheimlich gut. Besonders vor Weihnachten und besonders in dieser spannenden Zeit, in der wir uns gerade befinden. Da können wir das alle gut gebrauchen“, bestätigt mir Sven Massow, Landwirt aus Oldenswort.

1500 Liter Milch, 500 Packungen Joghurt, kleine Kartoffelsäcke und Gemüse finden den Weg in die Wagen. „Aber wir haben natürlich nicht nur an die Urlauber gedacht, sondern auch an die, die nichts haben. Wir werden auch an die Tafel spenden. Wir widmen uns mit dieser Aktion nun ausgerechnet an unsre Mitbürger, die wir sonst nicht erreichen in den Städten“, sagt Sönke Plöhn. Die Kennzeichenvielfalt unterstreicht seine Aussage. „Es sind die kleinen Schritte, die zählen und die bringen uns weiter im gesellschaftlichen Dialog“, versichert mir Finja Spangenberg, Landwirtin aus Drage. Sie setzt sich ihre dicke Strickmütze auf und dreht sich wieder zu den Autos. So, weiter gehts. Die Mütze wärmt sie zwar von außen, aber die wertschätzenden Worte – die wärmen direkt das Herz.

In diesem Sinne: DANKE liebe Landwirte. <3

Eure Deichdeern

4 comments Add yours
    1. Tolle Aktion. Das Danke kommt da an wo es hingehört. In Kevelaer haben die Landwirte auch ein Dank der Bevölkerung verdient. Durch die Mithilfe der Landwirtschaft konnte der Nitratgehalt im Trinkwasser von 43 mg (1994) auf heute (2019) 20 mg Nitrat je Liter ganz natürlich verringert werden. Herzlichen Dank und liebe Grüße Andreas Hartges vom Niederrhein

  1. Leider unterstützen zu wenige unsere Bauern die wir so dringend benötigten. Gerade kleine und mittlere Höfe die die Tiere respektieren und die Natur schützen. Auch in Bayern wird alles mit sinnlosen Gesetzen zerstört. Ich wünsche mir Politiker die ihren Verstand einschalten, aber das wird ein Traum bleiben.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.