Ihr Lieben,
ich erinnere mich noch gut an meine Tanzschulzeit. Meine Freudinnen und ich entschlossen mit 14, dass wir uns für “die Bretter, die die Welt bedeuten” – also die norddeutschen Zeltfesttanzböden – wappnen müssen und meldeten uns zur Tanzschule an. In der ersten Stunde mussten sich alle Mädchen (der Vergleich zum Hartgeldstrich ist nicht fern) unter die Discokugel stellen und wurden vom “Mann ihrer Träume” auserkoren. Dabei sei angemerkt, dass ich durch etliche Teeniefilme ein falsches Bild vermittelt bekam.
Vor mir stand also ein schlaksiger Kerl, ca. 15 Jahre alt, schwarze Lackschuhe. Im Prinzip das Gegenteil von Freddy Prince Jr. Dieser hatte zu Weihnachten die flotten Lloyds von seinen Eltern bekommen. Ebenso wie den Tanzkurs. Und gute Nacht. Ich tänzelte also mit dem weniger leichtfüßigen Schmierlappen durch den großen Saal der Itzehoer Tanzschule. Mindestens anderthalb Minuten. Dann traten wir uns gegenseitig auf die Füße und alles endete in einer Grundsatzdiskussion, ob es nun 1-2-täpp oder 1-2-3-täpp beim Discofox sei. Klasse, Lasse. Ein toller Start in eine vielversprechende Tanzkarriere. Not. Meine Freundinnen hat es ebenso super getroffen. Da wir einen leichten Damenüberschuss hatten, mussten sie miteinander tanzen. Ich habe mich geweigert mit Gleichgesinnten zu tanzen und wage zu behaupten, dass ich es heute noch Frauen anmerke, wenn sie früher den Mann tanzen mussten. Das prägt.
Letztendlich hatte ich nach der zweiten Stunde einen neuen Tanzpartner, Sebastian. Der war nett und witzig. Sein einziges Manko: Seine Baggiepants. Ja, das war die Zeit. Alle drei Schritte mussten wir anhalten, weil er seine Hose hochziehen musste. Pragmatisch wie ich bin, habe ich ihm für die dritte Stunde einen Gürtel mitgebracht – und los gings. Der Schmierlappen in den Lackschuhen ist im übrigen nie wieder in der Tanzschule gesehen worden. Dann habe ich mich lange Zeit mit meinen Discofox-Basics über Wasser gehalten. Für Grünkohlessen und Feuerwehrball waren meine Skills diesbezüglich absolut ausreichend.
Nach der Dorfjugendära zog es mich zum Studium in die “große Stadt” Kiel und ich habe mehrere Abende damit verbracht mein Tanzselbstbewusstsein auf dem Fußboden der Dancefloors zu suchen. Ohne Erfolg. Ich möchte sogar behaupten, dass mein “Tanzselbstbewusstsein” – ebenso wie meine Schuhe – am Fußboden des Tucholskys festklebten. Warum? Discofox hieß mit einmal “Knotentanz” und wurde vor allem von Cordhosentragenden Verbindungsjünger namens Wilken, Claudius und Nicolaus perfektioniert. Noch heute erschrecke ich mich, wenn jemand neben mir mit einmal “einen Taucher” macht, mit den Hacken stampft (oder gar springt-was soll das?!) oder einfach mit seiner Mieze einen Überschlag macht. Um zu verstehen, was ich meine, hier ein Video:
Dadurch, dass ich auf der Tanzfläche mit einmal nur noch mittel bis nix war, musste ich mir eine neue Taktik zulegen und so traf ich ihn: Den Weinbrandverschnitt “Sternmarke”. Ein milder Fusel, der mir so manch einen schönen Abend bereitete und mir mein anfangs getrübtes Tanzselbstbewusstsein wiedergab. Er, mein Mann und ich haben uns auf ein Zeitfenster zwischen 1 und 1,1 Promille committed, in dem wir zu unserem Hochzeitslied von Billy Ocean nochmal einen raushauen.
Das ist meine Tanzgeschichte. In diesem Sinne – darf ich bitten?
Eure Deichdeern.
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