Sei (k)ein Schaf: Lammprinzessin Heike Marit Carstensen über den richtigen Umgang mit dem vierbeinigen Deichbewohner

Heike Marit, unter den Nordfriesen bist du ja sone Art Lokal-Popstar. Vielleicht verrätst du meinen Nicht-nordfriesischen Lesern nochmal, wer du bist.

Moin! Ich bin Heike, 21 Jahre alt und komme aus Risum-Lindholm. Aufgewachsen bin ich in Galmsbüll auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 500 Schafen und Milchkühen. Neben meiner Freizeit auf dem Hof bin ich Zahnmedizinische Fachangestellte in einer Zahnarztpraxis in Niebüll, aber nicht mehr lange. Ich werde ab August 2019 eine neue Ausbildung zur Erzieherin in Niebüll starten. Und wenn ich nicht gerade arbeite, dann bin ich Nordfriesische Lammprinzessin und erzähle den Menschen etwas zum Thema Schafe, Küstenschutz und über unseren schönen Kreis Nordfriesland. Das habe ich anscheinend ganz gut gemacht, denn meine „Beförderung“ zur Lammkönigin steht am 26. Mai 2019 auf dem Viöler Bauernmarkt an.

Lammkönigin – das klingt ja spannend. Wie wird man das und was sind deine Aufgaben?

Um Lammkönigin zu werden, muss man sich erstmals ein Jahr als Lammprinzessin präsentieren. Dafür bewirbt man sich beim Kreispräsidenten und wird dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, wo man seine Fähigkeiten unter Beweis stellen muss. An den Wochenenden fahre ich zu verschiedenen Veranstaltungen und erzähle von den Schafen und den anfallenden Aufgaben in einer Schäferei. Es kommt aber auch vor, dass ich Autogramme gebe und die Menschen Fotos mit mir machen wollen. Das war anfangs etwas fremd für mich, aber mittlerweile genieße ich die Wertschätzung. Das ist dann meist auf Großveranstaltungen, wie dem Lammgrillen, der Norla Messe, auf Straßenfesten und sogar auf der Grünen Woche in Berlin.

Öffentlichkeitsarbeit für dei Schäfer und die Region sind die Kernthemen deines Ehrenamtes. Was sollte deiner Meinung nach jeder über Nordfriesland und Schafe wissen?

Schafe sind unsere Küstenschützer Nummer 1 an unseren nordfriesischen Deichen. Sie treten die Grasnarbe fest, halten sie schön kurz. Aber nicht zu kurz, so dass sie gut nachwachsen kann. Das kann keine Maschine ersetzen und so halten unsere Deiche der Flut stand.
Was jeder über Nordfriesland wissen sollte, ist schwer in Worte zu fassen. Nordfriesland muss man erleben. Ich nehme unseren Kreis als Ort der Ruhe wahr. Egal, wo man sein Feriendomizil findet, es ist wunderschön. Ich bin froh, dass ich hier leben darf.

Mal etwas kritisch nachgefragt: Wer ist der größere Feind des Schafes? Der Wolf oder der Mensch?

Es kommt drauf an. Der Wolf ist ein ganz klarer Feind der Schafe. Der Mensch kann auch viel Ungutes für das Schaf tun. Ich rede nicht von Tierquälerei, sondern von Unwissen. Viele wissen nicht, wie man mit freilaufenden Schafen und Lämmern umgehen sollte.

Ah, okay. Worauf sollte ich denn achten, wenn ich mir meinem Hund und/oder meiner Familie am Deich spazieren gehe?

Auf jeden Fall den Hund bitte anleinen. Falls er bellt, ihn bitte beruhigen oder die Bereiche meiden, wo Schafe und Lämmer frei laufen. Kinder sollten von ihren Eltern drauf hingewiesen werden, dass die Schafe und Lämmer keinen nahen Menschenkontakt gewohnt sind. Sollten sie es doch gewohnt sein, dann zeigen die Schafe es euch und kommen auf euch zu. Versucht es einfach: Sei ein Schaf – zumindest von deiner Körpergröße und gehe ganz klein in die Hocke. Wenn die Schafe Menschenkontakt gewohnt sind, kommen sie zu einem. Kommen sie nicht, gilt es dieses zu akzeptieren. Das schlimmste, was man machen kann, ist hinter ihnen herrennen, um sie zu streicheln! Das sorgt für unnötigen Stress, die Lämmer sind irritiert und verlieren in dem Gewusel ihre Mutter. Das kann zur Folge haben, dass sie tagelange keine Nahrung von ihr bekommen, wenn es keiner bemerkt. Die Schäfer müssen dann versuchen, Mutterschaf und Lamm wieder zueinander zu führen, gar nicht leicht und kostet viel Geduld und Nerven! Hab ich selbst erlebt, macht kein Spaß. Weder für den Zwei- noch für den Vierbeiner.

Was, wenn ich jetzt aber doch das Bedürfnis habe, ein Lämmchen mal zu streichen? Hast du einen Geheimtipp, wo das möglich ist?

Ja, das wäre das einfachste für alle. Falls jemand Schafe und Lämmer aus der Nähe betrachten und streicheln möchte, dann bieten sich immer gerne Schäfereien in der Lammzeit an. Die Lammzeit ist meist von Ende Februar bis Mai. Bei uns auf dem Hof (Landhof Carstensen) ist ein Lämmererlebnis gern möglich. Einfach vorher kurz bei uns melden (telefonisch, Instagram, was auch immer), damit wir uns ausreichend Zeit für euch nehmen können.
Ansonsten gibt viele tolle Schäfereien, die aktiv mit Öffentlichkeitsarbeit, um den Gästen das Landleben näher zu bringen.

Liebe Heike Marit, danke für das Interview und alles Gute für deine „Beförderung“ zur Lammkönigin Ende Mai.

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