Hühnerhalter durch Zufall

Moin,

heute haben wir ein Interview mit Janis Reuter. Janis ist Anfang 30 und lebt mit seiner Familie in einem gemieteten Haus, was das besondere an dem Haus ist und wie es dazu kam, dass er nun Mitglied im örtlichen Rassegeflügelzüchterverein ist statt im Fußballverein, hat er uns im Interview verraten.

Moin Janis, stell dich doch einmal kurz vor.

Janis: Moin, ich bin Janis, 34 Jahre alt, verheiratet und Vater einer kleinen Tochter. Ich bin gelernter Landwirt und habe danach mit Julia zusammen Agrarwissenschaften in Kiel studiert. Ich komme ursprünglich nicht, wie viele andere, von einem klassischen Familienhof, sondern bin Quereinsteiger und arbeite derzeit in der landwirtschaftlichen Beratung.

Janis, der durch einen Zufall zum Hobby-Halter und Züchter wurde. Fotos: privat

Du hast ein Haus gemietet, was ist das besondere daran?

J: Meine Frau und ich haben 2017 ein Haus gemietet, wo ein alter Hühnerstall angebaut ist. Uns war eigentlich sofort klar, dass wir uns selber Hühner holen, um das Ganze wieder zu beleben.

Dann kam natürlich die Frage auf, wo bekomme ich Hühner überhaupt her? Ich bin dann über Bekannte der Schwiegereltern mit dem Rassegeflügelverein hier in Sörup in Kontakt gekommen. Ich hatte Glück, da es noch eine Geflügelausstellung in dem Jahr gab und der Verein hat mir dann von der Ausstellung einen Rassemix aus 7 Hennen und einem Hahn mitgebracht.

Ich habe nur gehofft, dass die Nachbarn nichts gegen den Hahn haben, aber die waren alle begeistert. Die Siedlung in der ich wohne, stammt aus den 50er/60er Jahren und hier haben viele selber früher Kleintiere gehalten.

Henne mit Küken im Auslauf

Danach hat der Geflügelverein dann gefragt, ob ich eintreten möchte. Das Vereinsleben wurde mir dann bei ein oder zwei Korn nahegebracht. Wir treffen uns in normalen Zeiten einmal im Monat zu einer Sitzung, so richtig mit Tagesordnungspunkten, hier in Sörup im Vereinsheim des Schützenvereins und unterstützen die so auch damit. Manchmal kommen dann auch Experten vorbei und halten hier Fachvorträge zu Geflügelthemen. Eigentlich sind wir ein ganz normaler dörflicher Verein mit Sommergrillen, Weihnachtsfeier etc. Es dreht sich eben alles ums Geflügel, aber wir können natürlich auch normale Gespräche führen. Meine Frau sagte noch: „Lass dir nicht gleich ein Amt aufschwatzen!“. Ich kam nach der Sitzung wieder nachhause und sagte ihr, dass ich in den Vorstand gewählt wurde und nun Schriftführer bin.

Wir haben bei uns im Verein tatsächlich mehrere jüngere Leute in den 30ern, die Hobbyhalter sind. Was viele nicht wissen, ist die gesetzliche Vorschrift, dass die Hühner alle 3 Monate gegen Newcastle Disease (ND), eine anzeigepflichtige Tierseuche, geimpft werden müssen. Nicht jeder Tierarzt macht das und die Impfdosen bekommt man in der Regel nur in größeren Chargen. Bei uns hilft der Verein zum Beispiel ganz praktisch bei der Organisation des Mittels.

Hattet ihr den Gedanken, den Hühnerstall anders zu nutzen?

Nein, da das ein massiver Anbau ist, der früher auch als Schweinestall benutzt wurde, haben wir gar nicht darüber nachgedacht.

Ein Blick in den großen Auslauf.
Foto: Janis

Was sagt dein Umfeld dazu, dass du Mitglied im örtlichen Geflügelzüchterverein bist?

Ich bin schon immer ein Vereinsmensch gewesen. Früher war ich im Sport- und Fußballverein. Hier in Sörup bin ich auch in der Freiwilligen Feuerwehr und als ich sagte, das ich in dem „Rassegeflügel-Zuchtverein Sörup & Umgebung“ eintreten möchte, waren die Reaktionen erst etwas ungläubig, aber dennoch positiv. „Das haben wir uns schon fast gedacht.“, habe ich dann öfter gehört.

Als Hobby-Züchter bildet man ja auch den Gegenpol zu den konventionellen Groß-Geflügelhaltern. Die „Großen“ halten fast immer die leistungsstarken Hybriden und die funktionieren ja genau so, wie es im „Katalog steht“ und legen ihre 300 Eier im Jahr.

Ich selber habe jetzt „Welsumer“ in Orange und „Marans“ in schwarz-kupfer. Ich habe mir die Rassen nach und nach aufgebaut und zwischendurch auch einige Andere gehabt und wieder verkauft. Die „Welsumer“ legen im Jahr ca. 160 Eier und das reicht mir. Wer nicht auf den letzten Cent angewiesen ist, braucht sich keine Hybridhühner zu holen. Nebenbei tut man auch Gutes zur Erhaltung der genetischen Vielfalt und das finde ich, ist auch ein wichtiger Aspekt!

Die geschlüpften Küken. Links ein Welsumer, in der Mitte im Vordergrund ein Maran. Foto: Janis

Wie ist das so als Mitglied bei den Rassegeflügelzüchtern?

So ein Verein vernetzt auch viele miteinander. Wenn zum Beispiel einer aufhört und noch Dinge wie Tränken oder eine Brutmaschine abzugeben hat, vermittelt der Verein. Dann fährt man hin, holt sich das ab was man haben will, schnackt und tauscht sich aus und bekommt noch ein paar wertvolle Tipps mit. Man bekommt viel Wissen vorurteilsfrei vermittelt und das Vereinsleben hilft auch dabei eventuelle Vorurteile einiger Städter, die aufs Land gezogen sind, abzubauen und führt die Leute zusammen.

Ich habe auch gelernt, dass das Jahr eines Geflügelzüchters ganz anders abläuft. Das Highlight eines Geflügelzüchters ist die Ausstellung im Herbst. Dort will man seine Nachzucht ja bestmöglich präsentieren. Die Hennen und Hähne sollten deshalb „auf den Punkt“ fertig sein. Dazu fängt man, je nach Rasse und Größe zeitig im Jahr, von Januar bis März, an, seine Bruteier zu sammeln. Die kommen dann für drei Wochen in die Brutmaschine und dann benötigt man mindestens ein halbes Jahr bei Hennen, bei Hähnen noch länger, bis sie ausgewachsen sind.

Die Hennen und Hähne beim Picken und Scharren im Garten.

Wie wurdest du bei der ersten Sitzung empfangen?

Also an sich sind das ein paar Menschen, die fröhlich und aufgeschlossen gegenüber neuen Interessierten sind. Wer das Gesellige mag und nach den Sitzungen nicht direkt wieder nachhause geht, findet schnell Anschluss. Man kommt dann ins Gespräch und ist schnell im Fachsimpeln versunken.

Hast du noch einen Rat für Hobby-Hühnerhalter?

Jenseits von allen Internetforen, Büchern und allem ist es das Beste, sich an so einen Verein zu wenden. Die örtlichen Vereine verfügen über eine breite Expertise zum Anfassen. Man muss nicht gleich eintreten um Hilfe zu bekommen. Die Mitglieder sind auch so alle freundlich und man darf sich nicht scheuen, den Kontakt zu suchen.

Falls ihr auch auf der Suche nach weiteren Informationen zum Thema Hühnerhaltung seid, klickt hier.

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