Wo sind die Kinderbücher ohne Schemel und Milchkanne?

Moin!

Es ist 10.45 Uhr. Ich rolle mit meinem Auto auf den Bauernhof von Arne und Janina. Wir haben heute ein Date für einen Blogbeitrag. Janina winkt mir schon freudig entgegen. Janina ist eine große, blonde, schlanke Frau. Sie trägt ein schwarzes Shirt und eine moderne Arbeitshose in schwarz mit neonfarbenen Reißverschlüssen. In einer der praktischen Seitentaschen hat sie ihr Smartphone versteckt. Daraus erklingt Chartsmukke. In ihrer Hand hat sie eine Drahtbürste. Sie bürstet gerade zwei alte, rostige Milchkannen ab, die sie beim Aufräumen auf dem Boden gefunden hat. „Zwei echte Schmuckstücke“, sagt sie und fügt hinzu: „Die machen sich bepflanzt sicherlich super als Deko im Vorgarten.“ Die Milchkannen waren das letzte Mal in den 70ern im Einsatz.

Für meine „Tinder für Rinder“ – Story (kommt Dienstag) begleitet sie mich in den lichtdurchfluteten Milchviehstall im hinteren Teil des Hofes. Heute ist es nicht mehr üblich, dass der Stall direkt an das Bauernhaus grenzt. Wir betreten den Futtertisch. So heißt der Mittelgang in dem Stall. Auf meinem linken Ohr höre ich den zarten Takt zweier Melkmaschinen. Arne und Janina besitzen zwei sogenannte Melkroboter. Das sind festinstallierte Boxen, in die die Kühe freiwillig gehen, um dort gemolken zu werden.

Szenenwechsel

Es ist 19.15 Uhr. Selber Tag. Ich bringe meinen Sohn zu Bett und lese ihm wie immer ein Pixi-Buch vor. Heute lesen wir die Geschichte von Lieselotte. Lieselotte lebt mit der Bäuerin auf dem Hof. Wir schlagen das Heft auf. Die linke Seite zeigt die Bäuerin (immerhin eine Frau, hah!), die Lieselottes Milch in einen Blech-Eimer melkt. Die rechte Seite stellt uns als Lesern die „Lernzielkontrollfrage“, in welche Kanne die Bäuerin die gemolkene Milch nun für den Milchwagen bereitstelle. Um es zu vereinfachen, stehen mögliche Behältnisse zur Auswahl: Ein Teekännchen, eine Gießkanne, eine Kaffeekanne, noch eine Kaffeekanne oder eine Milchkanne. Puh.

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Ich stelle meinem zweieinhalbjährigen Sohn die vorgegebene Frage und er erwidert: „Weiß ich nicht.“ Woher auch, schließlich kennt er Milchkannen nur als zierendes Dekoelement an Auffahrten und Hauseingängen.

Warum erzähle ich diese Geschichte?

Ich möchte ein Bewusstsein bei den Eltern schaffen, Dinge zu hinterfragen, ob sie wirklich die Realität abbilden. Wir prägen unsere Kinder unterbewusst durch die Bücher, die wir ihnen vorlesen. Und damit meine ich nicht nur das Bild der modernen Landwirtschaft, sondern zum Beispiel auch die Rollenverteilung von Mann und Frau. Viel zu oft wird eine Mutter hinterm Herd und ein Vater am Computer skizziert. An dieser Stelle zitiere ich gerne eine meiner Instagram-Followerin, die mir zu dem Kinderbuch-Frauenbild vor kurzem schrieb, dass sie ihrem Kind in dem Fall sagt, dass die Mutter Spitzenköchin sei und der Vater Hausmann ist. Nach einem langen Tag des Hausmannsdaseins hätte er sich eine Pause am PC verdient. Ich finde den Vergleich großartig.

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So sollte es bei dem landwirtschaftlichen Bild auch sein. Ich für meinen Teil habe meinem Sohn gesagt, dass alles, was er auf der rechten Seite des Pixi-Buches sehe, nur Deko sei. Die Milch werde schließlich aus dem 3.000-Liter-Milchtank* vom Tankwagen abgeholt. Er nickte und sagte nur „Mama, weiß ich doch.“

Liebe Eltern, wie sind eure Erfahrungen? Worauf achtet ihr beim Kinderbuchkauf? Bilder, Sprache, Preis, Format oder auch Emanzipation oder Realitätsnähe? Was stört euch an Kinderbüchern besonders? Was findet ihr richtig gut? Bitte schreibt mir eure Gedanken hierzu unten in die Kommentare. Ich bin dankbar für jeden, der sich die Zeit nimmt. Ich würde das Thema gerne in nächster Zeit konkreter verfolgen. Die ersten Gespräche laufen 😉

Eure Deichdeern.

*Falls nachfragen auftauchen, hier noch eine kleine Milchmädchenrechnung, wie ich auf die 3.000 Liter kam:

Eine Kuh gibt im Schnitt 28 Liter Milch pro Tag. Am Anfang mehr, fast 50 Liter, am „Ende“ (so nach 300 Tagen) rund 15 Liter. Wenn man nun 100 Kühe hat und die Milch täglich abgeholt wird (was heute nicht mehr die Regel ist. Heute wird die Milch alle zwei Tage abgeholt.), kommt man auf 2.800 Liter am Tag. Wir brauchen also, mit etwas Puffer, einen 3.000 Liter-Tank. Wenn die Milch alle zwei Tage abgeholt wird, dann braucht man entsprechend einen 6.000 Liter-Tank. Der Tankwagenfahrer holt die Milch ab und befördert sie mittels einer Art Feuerwehrschlauch in den großen Tank-Lkw. Und noch was: JEDES Mal bei jeder Abholung nimmt der Lkw-Fahrer eine Probe der jeweiligen Milch. Das macht er nicht per Hand, sondern das geschieht auch vollkommen automatisch, damit kein Schmu passieren kann. Sollte auch nur eine Kuh, die mit Antibiotika behandelt wurde, versehentlich mit in den großen Milchtank gemolken worden sein, wird das sofort bemerkt. Das hat enorme Konsequenzen: Der Bauer muss die gesamte Tankfüllung (ca. 15.000 Liter x aktuellen Milchpreis) bezahlen, weil die Milch nicht „verkehrsfähig“ ist und entsorgt werden muss. Außerdem bekommt der Bauer als Strafe für den ganzen Monat (!) mindestens 2 Cent weniger pro abgelieferten Liter. Das bedeutet, dass so ein Faux-pas, wenn eine mit Antibiotika behandelte Kuh mit in den großen Tank gemolken wird, mehrere tausende Euros kosten kann. Einfache Milchmädchenrechnung.

26 comments Add yours
  1. Liebe Julia, du hast es sehr gut auf den Punkt gebracht. Diese Bücher sind in der Tat sehr überholbedürftig. Ich fände eine Buchbesprechung/ Vorstellung für geeignete Kinderbücher zu dem Thema mal sehr interessant. Ich lese zum Beispiel meinen Kindern auch nicht die klassischen alten Märchen vor. Auch dort ist Gewalt und im übertragenen Sinne „Mobbing“ und Ausgrenzung oft der Fall. Das finde ich nicht in Ordnung. Dadurch, dass ich selbst Autorin bin, habe ich auch Kontakt zu einigen aus dem Kinderbuchbereich. Das sind die ersten, deren Bücher ich mir anschaue und dann entscheide, ob ich es für unsere Familie geeignet finde oder nicht. Und wenn man etwas abseits des Mainstreams achtet, findet man auch oft neue Schätzchen. Liebe Grüße Alex

    1. Liebe Alex, könntest du – mit deiner Expertise – dir vielleicht sogar vorstellen einen Gastbeitrag zu schreiben? Als Landwirtin und Autorin fände ich das super spannend!❤️ Liebe Grüße und Danke, dass du immer so fleißig kommentierst. Ich weiß das sehr zu schätzen.

  2. Hi, worauf ich und auch meine Kolleginnen achten, sind realistisch Bilder, am liebsten in Foto Qualität. Wir haben viele Kinder die Tiere und alles Drumherum nur aus Büchern usw kennen. Darum wünschen wir uns dort eben echte Bilder, damit sie , falls sie doch mal einem echten Tier begegnen , dieses auch erkennen können ! 😉 ansonsten gerne kurze Sätze mit einfachen Worten! Soll ja auch für die kleinsten und Kinder mit Migrationshintergrund verständlich sein. Das wäre toll !

    1. Hej Christina! Wenn du „ich und meine Kolleginnen“ schreibst, darf ich mal vorsichtig fragen, was ihr macht? Seid ihr direkt Kinderbuchautorinnen?

  3. Liebe Julia,
    Ich könnte gerade Freuden Sprünge durch das Haus machen – Danke!
    Wir selber betreiben einen Milchviehbetrieb mit 120 Mädels die täglich sich selbst in 2 Robotern melken können!
    Nicht selten müssen wir Freunden, Milch und Eier holern erklären, dass Landwirtschaft schon lange nicht mehr das ist, was sie in ihren Kinder Büchern lesen und sehen!
    Und die Geschichte mit dem Antibiotium- puh- erkläre ich gern jedes Mal aufs neue!
    Bitte lasst uns Realitätsnähe und trotzdem schöne Kinderbücher schaffen!
    Viele liebe Grüße
    Julia

    1. Ja, das wünsche ich mir auch. Nicht mit der Keule, aber eine Melkmaschine wäre schon mal ein Anfang finde ich. Schön, dass du immer am Ball bleibst und das mit dem Antibiotika jedes Mal aufs Neue erklärst. Champagnerturmprinzip. Immer wieder nachschenken!

  4. Gute Anregung, Julia! Im Moment achte ich in der Kinderbuch Auswahl vermehrt auf eine gute hübsche Illustration und sinnvolle Inhalte. Lieselotte finde ich zB großartig! Der Einwand, dass man nicht mehr mit der Hand melkt, stimmt wohl. Allerdings hat die Bäuerin ja nur eine Kuh, da erscheint es mir dann doch auch realistisch, dass in dem Fall noch per Hand gemolken wird.
    Um meinem Kind (wird im Dezember 2) die Welt zu erklären, greife ich auch gern auf die „wieso, weshalb, warum?“ Reihen zurück, die bilden ja meist die Realität ab.
    Dennoch, es gibt an so vielen Stellen Verbesserungsbedarf! Wer wird wie abgebildet (Mann, Frau, farbig, mit oder ohne Behinderung, etc), da geht noch einiges!

    1. Absolut. Diversität ist hier das Stichwort. Ich mag die Illustrationen von Lieselotte auch sehr. Das war jetzt nur ein Paradebeispiel…oft seh ich auch hüpfende Schweine im Gras…In meiner bauernhofpädagogischen Ausbildung habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Kinder oft irritiert sind, dass das Tier nicht so lebt wie im Buch. Der Gap ist dann sehr groß.

  5. Moin Julia,
    und die ganze realitätsgetreue Darstellung dann in einer SCHÖNEN GESCHICHTE verpackt. Quasi nebenbei erfährt das Kind, wie’s aufm Hof läuft. Und die Vorleser kriegen auch ihr Aha-Erlebnis. Das wärs!
    Ich bin sehr gespannt, was kommt.
    Regina

  6. Hi. Also ich werde mal Erzieherin ( wie sich das anhört 🙈
    Meiner Mama war immer wichtig das das Buch etwas wichtiges vermittelt, sei es Freundschaft oder Wissen. Natürlich sollte das Design die Kids auch ansprechen ohne sie zu überfordern ( gerade bei Büchern für eher kleinere Kinder)
    Mir ist wichtig das die Bücher einen gewissen Realitätsbezug haben ( vorallem bei denen die Sachwissen vermitteln sollen) & daher würde ich mir tatsächlich gerade im Themenbereich „Bauernhof und Landwirtschaft“ realistische Bücher wünschen, da die meisten Kids hier novh nie einer Kuh näher gekommen sind wie in der Milka Werbung.
    Eine kleine Buchempfehlung habe ivh aber, grade wenn er bissel größer ist: Die Kuh Rosalinde… Da gehts mehr oder weniger um artgerechte Tierhaltung…
    Liebe Grüße Berit

  7. Hallo aus dem fernen BaWü.
    Ich bin zwar keine Mama oder ein Papa sondern eine Tochter die Erzieherin wird, dachte aber ich gebe auch mal meinen Senf dazu.
    Meine Mama hat immer darauf geachtet das die Bücher eine Botschaft haben.
    Natürlich sollten die Illustrationen ansprechend sein, vor allem für den Nachwuchs und ihn nicht überfordern.
    Zum Thema Bauernhof und Landwirtschaft kann ich dir bei dem modernisieren nur zustimmen. Die meisten Kinder hier kommen einer Kuh nicht näher als es die Milka Werbung zulässt. Bücher sind da ein wichtiges Medium um ihnen diese „mysteriösen“ Kreaturen zu näherbringen.
    Ich fände es schön Bücher zuhaben in denen die Frau auf dem Trecker sitzt und der Mann zuhause auf das Kind aufpasst o.ä.

    Mein lieblings Kuscheltier ist eine Kuh, sie heißt Rosalinde und wurde nch einer Kinderbuchfigur benannt. Das ist eigentlich ein wirklich tolles Buch. Es ist wirklich vielschichtig. Es geht um Akzeptanz, Freundschaft und (nicht) Artgerechte Tierhaltung. Die Kuh Rosalinde von Frauke Nahrgang und Iris Hardt.

  8. Moin!
    Wir haben keine Kinder, mein Mann arbeitet bei einen Lohnunternehmen (nein, kein Maishacker oder Scheisseprinz) als Verwalter der auch auf dem Acker unterwegs ist! Ich frage mich manches mal, was Eltern ihren Kindern erzählen Bzw. ja was auch in den Kinderbüchern steht?!
    Um nur zwei Beispiele zu nennen. Wir wohnen ländlich, die nächste große Stadt (Winnetous Heimat) liegt vor der Tür! Da läuft man mit dem Hund zum Bäcker etc. die Gülletonne fährt vorbei, ich grüße den Fahrer (ist nun mal ein Kollege von meinem Mann) und Zack gehts schon los! Das wäre ein Bauer, der seine Tiere quält, und mit seiner Spritze Gift auf den Acker fährt. Hallo?! Wer hatte den in der Kinderkarre da gerade das billo Mett von Aldi liegen?! Ich gehe weiter und könnte platzen.
    Spezial Auftrag zum Sonntag! Mal schnell nach M-V ne Maschine aus der Filiale holen. Wer fährt mit um Zeit mit dem liebsten zu verbringen?! Ich!
    Also, den Schlepper abends schon zu uns geholt ( spart Fahrtzeit). Da steht die grüne Kiste nun und Nachbars Sohn fährt mit dem Fahrrad vorbei. Fahrt ihr damit Bienen töten?! Was bitte?! Ja, sein Vater sagt die Bauern machen alle Bienen tot, die fahren nur Gift und es stinkt hier immer wegen den Bauern. So, da steht man dann mit offenem Mund und fragt sich was ist hier bitte los? Was läuft hier bitte schief?
    Mein Mann hat ihm dann mit mit viel Geduld erklärt was er macht! Kind durfte auf den Trecker, Kind glücklich. Dann kam unser Nachbar-komm da sofort weg, der vergiftet uns alle!
    Was soll man dazu noch sagen?! Der Einfluss der Medien, das Unwissen von vielen und kein Interesse sich richtig zu informieren. Da ist es kein Wunder wenn viele Kinder immer noch glauben Kühe sind lila!

  9. Hallo liebe Julia, ich muss gestehen, dass wir solche Informations-Bilder-Bücher eigentlich eher wenig vorgelesen haben. Wir haben dafür eher mal einen Besuch beim Erlebnis-Bauernhof gemacht. Es gibt tatsächlich viele Kinder, die überhaupt nicht wissen, wo die Milch, die Butter, der Quark usw. herkommen – erschreckend. Auf dem Hof dürfen die Kinder mit ins Melk-Karussel, alles anschauen. Ich war irgendwie immer mehr daran interessiert, dass meine Tochter die Sachen „in echt“ sieht. Zum Vorlesen haben wir daher eher Märchen-Klassiker genommen. Und ansonsten bloß nicht zu viele Friede-Freude-Eierkuchen-Bücher, weil die Mutti sonst beim Vorlesen Brechreiz bekommt.

    1. Hallo Anne, Danke für deine Ausführungen. Nichts geht über das persönliche Erlebnis von daher bist da natürlich sehr weit vorn, wenn du dein Kind den Bauernhof sogar selbst erleben lässt. Leider ist das aber in wenigsten Fällen üblich.

      Aus Marketingsicht würde mich hierzu interessieren, wie du auf die Erlebnisbauernhöfe aufmerksam geworden bist und welchen du genau besuchst. 🙂

      1. Liebe Julia, wir wohnen im Speckgürtel von Hamburg und bei uns ist der Almthof in Appen der nächste und zugleich auch schönste Erlebnis-Bauernhof. Sehr sehr schön gemacht für Kinder mit Toben im Heu, Mais-Labyrinth, Trecker-Rundfahrt usw. usw. ein echtes Träumchen! Für die gestresste Mutti gibt es lecker Latte Macchiato und selbst gemachten Kuchen und leckere Torten , Milch frisch zum mitnehmen… Herz, was willst du mehr? 🙂

      2. Das klingt doch nach einem Träumchen. Ich kenne Familie Pein. Die machen das wirklich ganz, ganz toll! LG und ein schönes Wochenende

  10. Ich finde den Ansatz großartig einmal zu reflektieren, wie viel Realität in Kindergeschichten steckt und welches Weltbild wir den Kleinen damit vermitteln. Es geht schließlich auch darum, ihnen die Möglichkeit zu geben einen empathischen Weltbezug aufzubauen und letztlich selbst Stellung zu Dingen beziehen zu können.

    Deshalb hört der Realismus in Kinderbüchern für mich auch nicht bei der anachronistischen Milchkanne auf. Dass Kühe systematisch zwangsbesamt werden, ihnen ihre Kälber entzogen und entweder sofort getötet oder für „Kalbsfleisch“ noch eine kurze Zeit gemästet werden, während die Mutterkühe nach ihren Kindern schreien und dann wenige Jahre ihren überzüchteten Körper in den Melkmaschinen quälen, bevor auch sie vor ihrer Zeit getötet werden, sollte ebenso – in abstrahierter Kinderbuchdialektik – Teil der vermittelten Bauernhofwelt sein. Denn mit den glücklichen Kühen, die auf Butter, Joghurt und Co. zu sehen sind, hat unsere Tierindustrie nichts zu tun. Dass auch Kinder diese Qualindustrie mit jedem Milchmüsli, jedem Joghurt, jedem Käsebrötchen unterstützen, sollte ihnen deutlich gemacht werden, damit sie eine informierte Entscheidung treffen können.

    Danke, dass du das Thema angesprochen hast.

    Liebe Grüße,
    Mathis

    1. Lieber Mathis,

      Danke, dass du dir die Zeit genommen hast hier so ausführlich zu kommentieren. Mit dem ersten Absatz gehe ich absolut konform. Den zweiten Absatz, den du formulierst, finde ich allerdings etwas krass formuliert. Zumindest für meinen Geschmack. Gott sei dank gibt es mehrere Wahrnehmungen zu diesem Punkt. Ich sag es mal vorsichtig: Von einer Kinderbuchautorenschaft würde ich dir abraten 😉

  11. Liebe Deichdeern,

    mich würde sehr interessieren, wie deine Wahrnehmung zu den von mir geäußerten Fakten ist – die in deinen Augen „krasse“ Formulierung mal außen vor gelassen, denn das ist lediglich eine Geschmacksfrage.

    Soll also nur die Milchkanne im Sinne des Realismus in Kinderbüchern gegen Edelstahltanks ausgetauscht werden, die Tierqual und das unnötige Töten empfindungsfähiger, nichtmenschlicher Tiere aber weiterhin verschwiegen werden?

    Ich verstehe, warum du mir von einer Kinderbuchautorschaft abrätst, Dinge so zu benennen wie sie sind, kann wehtun. Aber auch ich plädiere nicht dafür, explizit zu zeigen, wie den Millionen männlichen Kälbern jedes Jahr das Messer durch die Kehle geführt und sie kopfüber aufgehängt werden.
    Ich frage mich lediglich, ob Kinderbücher nicht vermitteln sollten, dass es Milch nur gibt, weil den Mutterkühen systematisch die Kinder weggenommen werden. Denn damit können Menschenkinder etwas anfangen.
    Meinst du nicht?

    Gruß,
    Mathis

    1. Lieber Mathis, erst einmal danke, dass du dir die Zeit nimmst, auf meinen Kommentar einzugehen. Deinen Standpunkt habe ich verstanden. Wir haben da sicherlich unterschiedliche Wahrnehmungen von Qual und Zucht. Gleichzeitig finde ich deine Thesen spannend und höre mir gern deine Punkte an. Was schlägst du vor? Mit welcher Art von Landwirtschaft könntest du leben? Hast du einen Ansatz? Liebe Grüße Julia

      1. Liebe Julia,

        ich ahne, dass eine eingehende Diskussion dieses Thema leicht den Rahmen dieser Kommentarfunktion sprengen würde. Deshalb nur so viel: Es geht nicht um mich, sondern darum, mit welcher Landwirtschaft wir als Menschheit in Zukunft noch leben können.
        Da die Tierzucht und angeschlossene Agrarindustrie global mindestens 30 Prozent des CO2 emittieren und Hauptverursacher der Regenwaldabholzung sind, es in Deutschland bereits jetzt Probleme mit der Grundwassersicherheit durch zu viel Nitrat aus Tierexkrementedüngung gibt, die monokulturellen Äcker mit „Pflanzenschutzmitteleinsatz“ dem Insektensterben Vorschub leisten und der Tierproduktekonsum generell mit diversen Zivilisationskrankheiten in Verbindung steht, ist das mittelfristige Ziel ziemlich klar: eine biologisch-vegane Landwirtschaft, die kleinteiliger ist, diverse Bepflanzung möglich macht und den toten Boden durch Gründüngung anstatt Düngemitteln aus Erdölprodukten fruchtbar hält und zugleich wieder zu einem CO2-Speicher macht. Dem muss ein gesellschaftlicher und politischer Wandel vorausgehen, das ist klar. Denn alle Argumente aus dem status quo heraus führen zu einem Zirkelschluss, wie etwa: „Aber bio-vegane Landwirtschaft kann nicht den Bedarf decken und ist nicht zum derzeitigen Preis zu machen“, heißt es dann. Und das stimmt. Aber das ist ja nur die Wiederholung der Marktlogik. Richtiger wäre es zu sagen: Es muss möglich gemacht werden und dazu gehört es, die landwirtschaftliche Ausbeutung von Tieren stärker zu besteuern (es ist grotesk, dass auf Kuhmuttermilch nur 7% Mehrwertsteuer bezahlt werden müssen, auf Hafermilch aber 19%), einen gesellschaftlichen Wandel zu vollziehen, der es normal macht, mindestens 90% pflanzlich zu essen und es endlich unnormal erscheinen lässt, dass jede Autobahnraststätte zu jeder Tageszeit ein Jägerschnitzel vorrätig hält – wann kommt da jemand vorbei, der vorher schwer körperlich gearbeitet hat und so eine Nahrung bräuchte? (Nur, um mal ein illustres und absurdes Beispiel zu nennen.)
        Wir müssen die Bauern also von der Tierzucht befreien, damit sie nicht noch weitere Jahrzehnte über den aus ihrer Sicht zu niedrigen Preis ihrer hochsubventionierten Kuhmuttermilch jammern müssen und die Marktlogik nicht für immer noch größere Ställe, neue Exportmöglichkeiten und noch mehr Qual, schlechte Kalorienbilanzen, Tierausscheidungen, Landverbrauch, Krankheiten und Umweltprobleme sorgt.
        Ich weiß, dass das wie ein Angriff klingen mag. Zumal, wenn man selbst einen Lebenswandel pflegt, der stark mit der Tierzucht verbunden ist. Aber im Gegenteil: Ich halte den Beruf des Bauern für den wichtigsten Beruf der Welt. Nur müssen wir die Opfer dieser Wirtschaft befreien, um uns selbst von allen damit einhergehenden Problemen befreien zu können.
        Das Folgende nur aus einer langen Erfahrungsgeschichte mit der Diskussion dieses Themas im Internet heraus: Eine Diskussion die sich an der Stelle im Kreis dreht, an der ein deutscher Bauer sagt: „Aber ich kenne alle meine Kühe mit Namen und benutze kaum Antibiotika und streichle am Ende alle tot“, ist im globalen Maßstab einfach unangebracht und zynisch. Da würde ich mir von einigen Bauern wünschen, dass sie stärker aus den selbstauferlegten Grenzen heraustreten und im Sinne aller an einem Wandel mitarbeiten würden. Ich sage bewusst: „einige“, denn viele machen das ja bereits.

        Jetzt ist die Diskussion über Kinderbücher ganz schön abgedriftet. Aber ich wollte dir diese Antwort nicht schuldig bleiben, weil du so nett gefragt hast 🙂

        Gruß,
        Mathis

  12. Moin,
    also schon als meine Kinder klein waren, habe ich mir zeitgemäßere Darstellungen in den Bilderbücher gewünscht, da war der Klassiker „Wählscheibentelefone“, obwohl in den meisten Haushalten „schnurlose Telefone“ benutzt wurden. Aber bitteschön Kinder sollten unbeschwert aufwachsen dürfen, also sollten in den Bilderbücher gerne idylische Bio-Bauernhöfe dargestellt werden – mit dem Thema Massentierhaltung und weiteren unschönen Landwirtschaftsthemen sollten sich bitte ausschließlich Jugendliche und Erwachsenen auseinandersetzen. Ich bin mal gespannt wie sich die Bilderbuchwelt in den nächsten Jahren entwickelt, bis ich vielleicht mal mit Enkelkindern Bücher lese. Mir hat die Pixi-Buch-Reihe „Ich habe einen Freund/eine Freundin“ gut gefallen, da gab es dann nicht nur die Krankenschwester sondern auch die Notärztin, gefehlt haben mir da die Männer in ehemals typischen Frauenberufen, ob es diese Versionen inzwischen gibt, weiß ich nicht.
    Liebe Grüße
    Gesa

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