Kindergeschichte | Hanno und Ella: Dem Osterei auf der Spur

Moin,

auch diesen Monat darf die Kindergeschichte natürlich nicht fehlen. Dieses mal geht es, natürlich passend zum Themenmonat, um das Ei. Aber nicht nur um irgendein Ei, sondern um das Osterei. Dazu hat Tjorven Momme Volquardsen vom Marienhof in Nordfriesland interviewt. Wie immer gilt: der Hof ist echt, die Geschichte fiktiv.

Viel Freude beim (Vor-)Lesen!

Heute holt Mama Ella aus dem Kindergarten ab, sie halten sich an den Händen und Ella summt ein Kindergartenlied auf dem Weg zum Auto. Als sie im Auto sitzt und Mama sie anschnallt, hört sie auf zu summen und runzelt nachdenklich die Stirn: „Mama – wo kommen eigentlich die bunten Ostereier her?“, fragt sie. „Das ist aber eine gute Frage Ella! Was glaubst du denn wo die Ostereier herkommen?“ „Hmm – also eigentlich bringt der Osterhase doch die Ostereier!“, meint Ella. „Da hast du völlig recht.“, sagt Mama und lächelt Ella an. Dann schließt Mama die Autotür, steigt ein und startet den Motor. „Aber Mama, wo finden wir denn jetzt diesen Osterhasen?“, fragt Ella, als sie von der Parkplatzauffahrt biegen.

Mama wirft ihr einen irritierten Blick über den Rückspiegel zu. „Wieso möchtest du denn den Osterhasen finden?“, fragt sie. „Weil ich doch morgen Ostereier mitbringen soll Mama!“, sagt Ella. „Hmm, dann machen wir am besten noch einen Zwischenstopp.“, meint Mama. Nun ist Ella verwundert, weiß Mama etwa wo der Osterhase wohnt? Sie presst ihre Nase an die Fensterscheibe und versucht herauszufinden was Mama vorhat. Doch Mama summt bloß ein Lied im Radio mit und biegt auf den stink-normalen Supermarkt-Parkplatz an der Ecke.

„Was wollen wir denn hier?“, stöhnt Ella. „Du brauchst doch Ostereier, oder nicht?“, fragt Mama – sie parkt das Auto und schnallt Ella ab. „ABER Mama – hier wohnt doch nicht der Osterhase!“, protestiert Ella und möchte nicht aussteigen. Mama scheint die Sache mit den Ostereiern nicht ernst zu nehmen, denkt sie. „Nein – der Osterhase wohnt hier nicht, aber Ostereier bekommen wir hier trotzdem – versprochen.“, sagt Mama und reicht ihr die Hand. „Hmm.“, grummelt Ella und glaubt immer noch, dass Mama flunkert.

Zusammen holen sie einen Einkaufswagen und Ella lässt sich von Mama durch die Gegend schieben. Sie mag das, so kann sie viel besser in die Regale schauen. Aber die Ostereier kann sie auch aus dieser Position in keinem der Regale, die Mama ansteuert, entdecken. Mama hat ganz sicher geflunkert! Sie verschränkt die Arme vor der Brust und schmollt. „Tadaaa! Hier finden Sie Ihre Eier Madame.“, trällert Mama und bleibt vor dem Eierregal stehen. „ABER MAMA das geht nicht!“, protestiert Ella. „Wieso?“, fragt Mama und nimmt eine Eierpappe in die Hand. „Das sind doch keine OSTER-Eier!“, jetzt wird Ella laut. Sie ist so laut, dass ein paar Menschen erschrocken von ihren Einkaufslisten aufschauen. „Aber Ella, das sind NOCH keine Ostereier. Die zaubern wir doch erst zu Hause.“, erklärt Mama und hält ihr eine Eierpackung hin. „Und der OSTERHASE!?“, fragt Ella und starrt das Huhn an, dass sie auf der bunten Eierpappe anguckt.

Illustrationn: Tjorven Boderius

„Der Osterhase legt die Eier auch nicht selbst, der bemalt und verteilt sie.“, sagt Mama, „Aber noch ist ja kein Ostern, wenn du morgen Ostereier brauchst, können wir leider nicht auf den Osterhasen warten und müssen selbst werkeln.“ Mama packt zwei Eierpappen in den Einkaufswagen. Doch Ella bleibt skeptisch. Das sind doch ganz normale Hühnereier – die gibt’s doch das ganze Jahr. Mama will einfach nicht verstehen, dass Ostereier etwas ganz Besonderes sind!

Als sie zu Hause sind, steigt Ella träge aus dem Auto aus und stapft in die Küche. Papa stellt einen dampfenden Kartoffelauflauf auf den Tisch und Hanno klopft ungeduldig mit seinem Besteck neben seinem Teller auf und ab. „Da seid ihr ja!“, Papa lächelt Ella an, „War es schön im Kindergarten?“ Ella nickt und klettert auf ihren Trittstuhl. „Du bist aber gesprächig heute …“, Papa verzieht das Gesicht zu einer Grimasse und Ella muss lachen.

„Erzähl Papa doch, warum wir so spät sind.“, sagt Mama zu Ella. Dann nimmt Ella einen tiefen Atemzug und säufst: „Wir haben Ostereier gesucht.“ Da lässt Hanno plötzlich sein Besteck fallen. „ÄHHH!!! Das geht doch gar nicht!! Das geht nur zu OSTERN und das ist erst nächste Woche!“, schreit er. Ella bekommt rote Wangen und eine Träne kullert ihre Wange runter. Bevor sie anfängt zu weinen, hat Papa sie auf den Schoß genommen und an sich gedrückt. Mama stellt die Eierpappen auf die Arbeitsfläche in der Küche. „Hanno – was haben wir zum Brüllen gesagt. Wir schreien hier nicht, wir reden ordentlich miteinander.“, sagt Mama ruhig und Hanno sammelt verlegen sein Besteck wieder auf. „Mama hat gesagt wir machen die Ostereier selber.“, flüstert Ella Papa leise ins Ohr. „Aber das klingt doch toll! Dann setzen wir uns da gleich nach dem Essen dran!“, Papa gibt Ella einen Kuss auf die Stirn.

Nach dem Essen stellt Mama die Eierpappen auf den Tisch und gibt Papa eine große Schüssel. Dann geht sie in den Flur und stöbert in den Schubladen nach Farben und Bastelzeug.
„Was machst du da Papa?“, fragt Hanno und schaut ihm dabei zu, wie er oben und unten ein Loch in das erste Ei piekt. „Bevor wir die Eier anmalen können, muss das Ei leer sein.“, sagt Papa, dann pustet er in das obere Loch und hält das Ei über die Schüssel. Es dauert ganz schön lange, bis Papa das Ei leer gepustet hat. „Aus der Eifüllung – dem Eiweiß und Eigelb – machen wir uns dann heute Abend Rührei“, sagt Mama, die mit einer großen Box voll Farben und Bastelzeug zurück in die Küche kommt. „Und was ist mit dem Osterhasen?“, fragt Ella. „Der Osterhase kommt uns wirklich erst an Ostern besuchen. Aber das macht gar nichts, weil wir bis dahin selber Ostereier basteln können.“, sagt Mama und reicht Ella einen Stift, dann steckt sie das erste ausgepustete Ei vorsichtig auf einen Zahnstocher und hält es für Ella fest. „Jetzt kannst du dein Osterei so bunt bemalen, wie du möchtest.“, sagt Mama und Ella beginnt mit ihrem kleinen Kunstwerk. Sie malt einen großen roten Kringel auf das Ei.

„Uff“, ächzt Papa, sein Kopf ist ganz rot angelaufen, „Der Job vom Osterhasen ist anstrengender, als gedacht.“ In der Eierpappe liegen noch zwei gefüllte Eier. „Mach langsam Liebling“, sagt Mama, „Ella nimmt morgen sicher noch ein paar unbemalte Eier mit, die sie dann mit den anderen im Kindergarten verzieren kann. Für die andere Eierpackung habe ich schon eine andere Idee. Die können wir im Kochtopf färben, dafür musst du sie nicht auspusten.“ „Was sollen diese Zahlen auf dem Ei?“, fragt Hanno, der das Ei in seiner Hand hin und her dreht, „Ist das ein Geheimcode?“

Papa fängt an zu lachen: „Das ist eine gute Frage. Und ja, es ist eine Art Code – aber geheim ist der nicht!“ „Und was hat das dann zu bedeuten?“, fragt Hanno ungeduldig. „Pass auf, in der Eierpappe findest du die Lösung für diese Zahlen- und Buchstabenreihe.“, erklärt Papa und zeigt auf den Deckel der Eierpappe. Dann liest er ihm die Beschreibung im Deckel vor: „Die erste Zahl gibt die Art der Haltung an. Erinnerst du dich an das Strohschwein? Das ist eine besondere Haltungsform. Auch bei Hühnern gibt es unterschiedliche Haltungsformen.“

„Gibt es STROH-HÜHNER?“, nun macht Hanno große Augen. „Nicht ganz. Das ist ein bisschen anders, als bei Schweinen. Bei Hühnern gibt es vier Haltungsformen: Bio-Hühner, Freiland-Hühner, Bodenhaltungs-Hühner und Kleingruppenhühner. Eine 0 bedeutet Bio, eine 1 Freiland, eine 2 Bodenhaltung und eine 3 Kleingruppenhaltung.“ „Okay und was bedeutet das DE Papa?“, bohrt Hanno weiter. „Das zeigt dir, in welchem Land das Ei gelegt wurde. DE bedeutet, dass du ein deutsches Ei in der Hand hast.“, sagt Papa, „Die restlichen Zahlen gehören zu dem Bauernhof auf dem das Huhn lebt, das dieses Ei gelegt hat. Wenn du so willst, dann ist dieser Code eine Art Hühnerei-Personalausweis.“

„Das ist ja witzig Papa!“, sagt Hanno, „Aber das mit den Haltungs-Dings-Bums, das habe ich nicht verstanden!“ „Du meinst die Haltungsformen Hanno. Puhh, das ist auch nicht mein Spezialgebiet – vielleicht wird es bald wieder Zeit für einen Ausflug, was meinst du?“, Papa schaut Ella und Mama an. Ella und Hanno rufen: „AU JAAAA!!!“ „Wie war das noch mit dem Bölken?“, Mama räuspert sich kurz und muss dann auch lachen. „Gut, dann machen wir morgen nach der Schule und dem Kindergarten einen Ausflug zu den Hühnern.“, sagt Papa.

Bis zum Abendbrot basteln und malen Hanno und Ella an ihren Ostereiern – bis sie ein buntes Nest voll Eier haben. Dann macht Papa eine große Pfanne mit frischem Rührei und Mama färbt eine Handvoll Eier in einem Kochtopf erst in Ellas Lieblingsfarbe rot und dann in Hannos Lieblingsfarbe grün. Hundemüde fallen Ella und Hanno mit einem vollen Rührei-Bauch ins Bett.

(Tipp für Vorleser: Hier unterbrechen, um die Geschichte in Etappen zu lesen.)

Ab zum Hühnerhof

Am Morgen packt Mama Ella eine große Brotdose voll mit ihren bunten Eiern und ein paar unbemalten für den Kindergarten ein. Im Kindergarten malt sie mit ihren Freunden und Freundinnen noch ein paar schöne bunte Eier. Einige haben Punkte, andere Kinder tuschen Blumen auf die Eischalen. Jedes Ei ist ein eigenes kleines Kunstwerk und eines schöner als das andere.

Als Mama sie abholt und an die Hand nimmt, zerrt Ella sie regelrecht zum Auto. Sie springt und tanzt. „HÜHNERHOF!“, ruft sie und grinst über beide Wangen. Im Auto warten schon Papa und Hanno auf die beiden. Ella kann es gar nicht schnell genug gehen – sie mag diese Ausflüge, das ist jedes Mal wie ein kleines Abenteuer auf der Suche nach einem kleinen Schatz. Heute ist dieser Schatz ein Hühner-Ei. „Wo fahren wir genau hin Papa?“, fragt Hanno. „In den Sönke-Nissen-Koog zu Familie Volquardsen.“, sagt Papa. „Was ist ein Koo-oog Mama?“, fragt Ella. „Das ist eine gute Frage Liebling.“, sagt Mama, „Du weißt ja, dass ein Deich eine Art Wall ist. Und ein Deich hilft, dass das Land, das hinter dem Deich ist nicht überflutet wird von der Nordsee …“

„MAAMAAA – Ella hat doch nach einem Koog gefragt und nicht nach einem Deich!“, meckert Hanno. „Immer mit der Ruhe Hanno, das kommt jetzt. Ein Koog ist das Land, das direkt hinter diesem Deich ist. Es wird von dem Deich vor einer Überflutung geschützt.“, erklärt Mama. „Uuund wer ist jetzt dieser Sönke-Nissen?“, fragt Hanno.
Wie auf Kommando räuspert sich Papa: „Ich habe mir gedacht, dass du das fragen würdest. Sönke Nissen war ein wohlhabender Mann, der in Afrika Diamanten gefunden hat und Eisenbahnen für Züge gebaut hat. Weil dieser Koog mit seinem Geld aufgebaut wurde, heißt er Sönke-Nissen-Koog.“

Hanno staunt nicht schlecht, da hat Papa sich gut vorbereitet – da wäre sogar seine Lehrerin Frau Petersen stolz gewesen. Sie fahren an vielen weißen Häusern vorbei, die alle grüne Dächer haben. „Haben die sich abgesprochen?“, fragt Mama Papa. Und auch auf diese Frage hat Papa eine Erklärung parat: „Die weißen Hausmauern und grünen Dächer stammen auch aus der Zeit von Sönke Nissen. So ähnlich sahen nämlich die Bahnhöfe in Afrika aus.“ „Ein Dorf voller Bahnhof-Häuser – sowas habe ich ja noch nie gesehen!“, Hanno lacht. „Ich will endlich Hühner sehen!“, sagt Ella und guckt aus dem Fenster. Nirgends sind Hühner zu sehen, bloß ein paar Bäume und diese weißen Häuser auf großen grünen Feldern. „Das dauert noch ein bisschen, Familie Volquardsen wohnt zwar in einem dieser Bauernhäuser, ihre Hühner passen aber nicht mit ihnen unter ein Dach.“, sagt Papa, „Die Familie hat neben ihren 20 000 Hühnern nämlich auch noch Kartoffeln, Rinder, Schweine, Gänse und Enten. Und das wird sonst ein bisschen eng.“ „20 Tausääänd?! Papa du sollst uns nicht immer anflunkern!“, sagt Hanno. „Ich flunkere nie.“, Papa zwinkert Mama an. Nun muss Mama lachen. „Bitte – wenn ihr mir nicht glaubt, dann müsst ihr Momme eben gleich selbst fragen.“, sagt Papa und streckt Hanno die Zunge raus. Es dauert nicht mehr lange und Papa parkt vor einem großen Stallgebäude.

„Moin allerseits!“, ruft ihnen ein Mann mit braunen Haaren und einem Bart zu, „schön, dass ihr hier seid! Ich bin Momme.“ „Hallo!“, sagt Papa, „Danke, dass wir kommen durften!“ Dann dreht Papa sich zu Hanno um und sagt: „Komm – frag Momme wie viele Hühner er hat.“ „Hmm. Hast du wirklich 20 Tausäänd Hühner Momme??“, fragt Hanno. „Ja, die habe ich hier.“, antwortet er und Hanno macht große Augen. „Wir sind eigentlich hier, um die unterschiedlichen Haltungsformen zu verstehen, über die wir gestern auf der Eierpappe gestolpert sind.“, erklärt Mama. „Da seid ihr hier genau richtig! Denn ich habe zwei der häufigsten Haltungsformen in Deutschland: Freiland- und Bodenhaltung.“, sagt Momme, „Kommt ich zeige euch wie meine Hühner leben!“

Ella und Hanno laufen aufgeregt hinter Momme hinterher. „Macht langsam! Sonst fallt ihr noch hin!“, ruft Papa ihnen nach, doch die beiden hören ihn schon nicht mehr. Dann stehen sie neben Momme an einem hohen Zaun. Auf einer Wiese hinter dem Stallgebäude picken und scharren viele Hühner. Ein paar Hühner schlummern in kleinen Tunneln im Schatten – das ist so ein bisschen wie der Tunnel im Spielzeugberg, denkt Ella. „Das sind meine Freilandhühner davon leben auf meinem Hof insgesamt 13 000 Stück.“, sagt Momme, „Ein Freilandhuhn hat neben dem Stall und einem Wintergarten auch noch einen Auslauf auf der Weide.“

„Wofür braucht ein Huhn einen Wintergarten?“, fragt Hanno und Ella muss lachen. Sie muss an ihre Oma denken, die in ihrem Sessel vor ihrem Wintergartenfenster Kreuzworträtsel löst. Hühner können doch gar nicht lesen, denkt sie und gackert. „Das ist eigentlich kein Wintergarten, wie er an einem Haus angebaut ist, sondern ein Anbau mit luftdurchlässigen Wänden. So bekommen die Hühner ein bisschen Wind und Luft von draußen ab, das nennt sich Außenklima. Besonders die Freilandhühner können sich so langsam an den Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen gewöhnen.“

„Momme – wie viel Platz hat so ein Huhn. Hast du überhaupt genug Platz für soooo viiiiele Hühner?“, fragt Hanno. „Wie viel Platz ein Huhn mindestens haben muss, ist streng vorgegeben – das darf ich nicht selbst entscheiden. Wenn ich den Hühnern den Mindestplatz nicht geben kann, dann müsste ich weniger Hühner halten. Weißt du wie groß eine Duschwanne ist?“, fragt Momme und Hanno nickt langsam. Er wundert sich kurz, warum Momme jetzt ans Duschen denkt. „Eine normale Duschwanne ist ungefähr so groß wie ein Quadratmeter und auf dieser Fläche dürfen neun Hühner gehalten werden. Bei Bio-Hühnern wären es sechs Hühner.“ „Haa! Papa, dann können ja auch neun Hühner in unsere Duschwanne einziehen!“, Hanno klatscht in die Hände und Ella kichert. Papa verdreht die Augen. „Das hättest du wohl gerne du Kasper.“, sagt er.

„Ganz so einfach ist das nicht.“, sagt Momme, „Das ist nur die Fläche, die sie im Stall brauchen. Auch meine Bodenhaltungshühner haben einen Wintergarten, der noch dazu kommt. Und bei Hühnern in Freilandhaltung braucht ihr noch vier Duschwannen pro Huhn Auslauf auf der Wiese. Die Hühner bräuchten auch in eurer Duschwanne genug Tageslicht, Stroh, sauberes Trinken und Futter.“ „Warum darf nicht jedes Huhn raus?“, fragt Ella und beobachtet die Hühner, die neugierig im hohen Gras nach Würmern suchen. „Das ist eine gute Frage. Als Landwirt produziere ich das, was der Verbraucher – also zum Beispiel deine Familie – im Supermarkt einkauft. Wenn nun alle Menschen Freilandeier kaufen würden, dann würde ich alle meine Hühner auf die Wiese lassen. Aber Freilandeier kosten am Ende mehr Geld und das sind nicht alle bereit zu bezahlen.“, erklärt Momme. „Hmm.“, meint Ella und denkt weiter nach.

„Wo legen die Hühner denn ihre Eier hin?“, fragt Hanno, „So einfach mitten ins Gras?“ „Eigentlich haben alle Hühner im Stall Gruppennester – dort legen sie zusammen ihre Eier ab. Aus irgendeinem Grund mögen Hühner es sich dabei zusammen zu kuscheln. Es kann aber auch passieren, dass die Hühner draußen mal ein Ei legen, oder es im Stall nicht ins Nest, sondern irgendwohin legen.“, sagt Momme, „Bei den Freiland-Hühnern muss ich auch noch aufpassen, dass kein Greifvogel oder Raubtier vorbeikommt und eines meiner Hühner stibitzt. Hier hatte ich schon den Seeadler und den Fuchs zu Besuch.“ „Legt jedes Huhn wirklich ein Ei am Tag?“, fragt Papa. „Das wäre schön!“, sagt Momme, „Jedes Huhn legt etwa 300 Eier in einem Jahr. Ein Jahr hat normalerweise 365 Tage, also gibt es Tage, an denen ein Huhn Urlaub macht. Einen Teil der Eier muss ich aussortieren und kann nicht verkauft werden, weil ein paar Eier Risse haben, oder zu stark mit Hühner-Kot verschmutzt sind. Pro Huhn kann ich ungefähr 280 Eier verkaufen.“

„Hast du auch Baby-Hühner?“, fragt Ella. „Nein, meine Eier werden nicht ausgebrütet, also schlüpfen keine Küken aus meinen Eiern. Meine Hühner kaufe ich einem anderen Bauern ab, wenn sie groß genug sind, um Eier zu legen. Am Anfang legen die jungen Hühner übrigens kleinere Eier, wenn sie älter werden legen sie normalerweise M oder L Eier. Je größer das Hühnerei, desto anstrengender ist es für das Huhn. Wenn Hühner nur große XL-Eier legen, dann ist das auf Dauer nicht gesund und die Hühner werden schwach.“

Wusstest du, dass der Kolibri die kleinsten Eier legt und der Strauß das größte Ei?

„Legen Hühner auch bunte Eier?“, fragt Hanno. „Nein, bunte Eier legt keines meiner Hühner, die muss ich dann leider auch selber färben. Meine Hühner legen nur braune Eier.“, sagt Momme. „Weil die Hühner braun sind.“, flüstert Ella. Alle Hühner auf der Wiese haben schöne braune Federn, die in der Sonne schimmern. „Fast.“, meint Momme und lächelt, „Meine Hühner sind zwar braune Lohmann-Hühner, aber welche Farbe ihre Eier haben, kann man an der Farbe des Ohrläppchens erkennen.“

„Am OHRLÄPPCHEN!?“, Hanno staunt, das hätte er nicht gedacht. „Warte, ich zeige es euch.“, Momme geht durch das Tor zur Wiese und nimmt vorsichtig ein Huhn auf den Arm, das ganz in der Nähe nach einem Wurm in der Erde pickt. Mit dem Huhn kommt er zurück an den Zaun und hockt sich vor Ella und Hanno hin. „Das Ohrläppchen von Hühnern liegt unter dem Auge.“, sagt er und zeigt auf die kleine Stelle, die Ella jetzt erst auffällt, „Wenn ein Huhn ein weißes Ohrläppchen hat, dann legt es weiße Eier. Ist das Ohrläppchen rot, so wie bei meinen Hühnern, dann legt es braune Eier. Vor allem zu Ostern werden aber lieber weiße Eier gekauft, weil die sich leichter färben und bemalen lassen.“

Bevor es wieder nach Hause geht, gibt Momme Ella noch eine Packung Freiland-Eier frisch vom Marienhof für zu Hause mit. „Danke!“, sagt sie und strahlt Momme an. „Danke Momme, für den interessanten Nachmittag! Ich glaube wir haben alle viel gelernt bei dir.“, sagt Papa zum Abschied. „Auf Wiedersehen!“, rufen Ella und Hanno und winken Momme durch die Autoscheibe zu.

„Wirklich beeindruckend wie viele Hühner Momme hat.“, sagt Mama, als sie wieder auf der Straße unterwegs sind. „Oh ja, dabei hat Momme damals ganz klein angefangen. Er hat mir erzählt, dass er seine ersten Hühner schon mit dreizehn Jahren auf dem Husumer Wochenmarkt gekauft hat. Damals waren es zehn Hühner.“, sagt Papa. „Hat er die dann bei seiner Mama in der Dusche gehabt?“, fragt Hanno und Ella muss bei dem Gedanken kichern. „Aber nein, das mit der Duschwanne hat er nur gesagt, damit ihr euch das besser vorstellen könnt. Für seine Hühner hat er damals extra einen kleinen Stall gebaut – den hat er heute zwar immer noch, aber seine Hühner wohnen heute in den größeren Ställen.“, erklärt Papa.

„Und wo hat er die Eier früher verkauft?“, fragt Hanno. „Die Eier hat er selbst zu Nachbarn und Freunden gebracht und als er älter war und einen Führerschein hatte, hat er sie an noch mehr Menschen ausgeliefert. Das ging während seiner landwirtschaftlichen Ausbildung und seinem Studium bis heute immer so weiter und immer mehr Menschen wollten seine Eier essen und deshalb hat er jetzt so viele Hühner.“, sagt Papa und meint, „Das war das mit der Nachfrage, was er versucht hat euch zu erklären.“ „Uii, also liefert Momme uns auch mal Eier?“, fragt Hanno. „Ohh jaa!“, ruft Ella und klatscht in die Hände. „Aber nein, heute hat Momme einen Hofladen in Nordfriesland und beliefert über 20 Supermärkte. Alleine schafft er das mittlerweile auch nicht mehr, dafür hat er viele helfende Hände.“

Ella schaut aus dem Fenster und lächelt. So viele Hühner wie heute, hat sie noch nie gesehen. Dann werden ihre Augen langsam ganz schwer, sie hört Hanno und Papa kichern und träumt vom Eierbemalen und Basteln und natürlich vom Osterhasen. Wie viele bunte Eier wird er dieses Mal wohl im Garten für sie verstecken?

Zu Besuch waren wir für diese Geschichte bei Familie Volquardsen auf dem Marienhof im Sönke-Nissen-Koog. Hier wohnt Momme mit seiner Frau und ihren drei Kindern. Den Hofladen vom Marienhof findet ihr in Bordelum und unter www.dermarienhof.de

Aktuell dürfen natürlich auch Mommes Freilandhühner nicht auf die Wiese, weil sie sich sonst mit der Vogelgrippe anstecken könnten. Das ist wie eine Art „Hühner-Lockdown“. Dauert dieser Hühnerlockdown 16 Wochen, also vier Monate, dann muss Momme, wie alle anderen Freilandhalter auch, die Eier der Hühner als „Eier aus Bodenhaltung“ verkaufen. Kleingruppenhaltung, also die Haltung der Hühner in einer Art Käfig, ist übrigens ab 2025 verboten.

Hier sind noch die Ausmalbilder

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