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Herr Döpke, wir kennen Raps hauptsächlich von Bildern – gelbes Feld vor Meer – oder von der Rapsöl-Flasche. Was ist eigentlich Raps?
Döpke: Raps ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kreuzblütler. Raps wird auf allen Kontinenten in der Landwirtschaft als Nutzpflanze angebaut und ist eine der weltweit wichtigsten Ölpflanzen. Das Ernteprodukt, also die Rapssamen bzw. die Körner enthalten im Schnitt über 40% Öl, das durch Quetschen und Malen der Körner in einer Mühle gewonnen werden kann. Rapsöl zählt aufgrund seiner Eigenschaften und Fettsäurezusammensetzung zu den ernährungsphysiologisch wertvollsten Pflanzenölen. Außerdem kann das Öl als Brenn- und Treibstoff oder Schmiermittel verwendet werden. Die bei der Ölherstellung anfallenden Reststoffe (z.B. Rapskuchen) können als hochwertiges Tierfutter verwendet werden.

Welche Aufgaben hat RAPOOL?
Der RAPOOL-RING ist eine Kooperation von drei mittelständischen deutschen Pflanzenzuchtunternehmen, die z.T. seit über 100 Jahren Rapspflanzen züchterisch bearbeiten. Das bedeutet, dass über züchterische Methoden versucht wird die Eigenschaften der angebauten Pflanzen zu verbessern. Neben einer Steigerung des Ertrags und der Qualität der Rapssamen wird damit auch angestrebt, die Pflanzen gegen Krankheiten, Schädlinge und Witterungseinflüsse widerstandsfähiger zu machen. Das Ergebnis der Zuchtarbeit sind Rapssorten, die den Landwirten in Deutschland bzw. weltweit für den Anbau zur Verfügung gestellt werden.
Wie viele Sorten Raps gibt es eigentlich? Wie viele vertreiben Sie?
In Deutschland beispielsweise müssen Sorten die verkauft und angebaut werden, eine Zulassung erhalten. Dazu werden diese Sorten vom Bundessortenamt über einen 3-jährigen Testanbau auf verschiedenen Standorten geprüft. Eine Zulassung erhalten dann nur Sorten, die mindestens in einem Merkmal eine Verbesserung gegenüber einer bereits zugelassenen Sorte aufweisen. Dies wird als landeskultureller Wert bezeichnet. In Deutschland sind aktuell ca. 90 Rapssorten zugelassen, von denen im Anbau aber nur 10-20 eine nennenswerte Rolle spielen. Ungefähr die Hälfte der nennenswerten Rapssorten kommen dabei von RAPOOL.

Welche Sorte eignet sich für welches Produkt?
In der Regel eignen sich alle Rapssorten für alle Nutzungsrichtungen. Es gibt also keine bestimmten Rapssorten zur Verwendung des Rapsöls als Nahrungsmittel oder als Treibstoffgrundlage. Es gibt allerdings einige besondere Zuchtprogramme und Rapssorten, die ein etwas verändertes Fettsäuremuster aufweisen. Hier kann beispielsweise HOLL-Raps genannt werden (HOLL à HO = hoher Gehalt an Ölsäure und LL= niedriger Linolensäurengehalt). Das Öl aus diesen Rapspflanzen bzw. Samen ist besonders hitzebeständig und findet deshalb vermehrt Anwendung in der „Heißen Küche“ also beim Frittieren. Einige große bekannte Fast-Food-Ketten verwenden bereits solche Öle.
Blick in die Vergangenheit: Was waren und sind die wichtigsten Züchtungserfolge?
Rapsöl enthielt in der Vergangenheit höhere Gehalte an Erucasäure und Glucosinolaten. Diese Bitterstoffe machten Rapsöl und deren Reststoffe für die menschliche und tierische Ernährung ungenießbar. Seit den 70er Jahren konnten durch züchterische Aktivitäten die Gehalte an Erucasäure und Glucosinolate nach und nach deutlich gesenkt werden. Dadurch wurde das Rapsöl für die menschliche Ernährung und die bei der Ölherstellung anfallenden Reststoffe für die tierische Ernährung nutzbar. Die ersten genießbaren Rapssorten wurden als Null-Raps (0-Ra) bezeichnet. In der Züchtung wurde weiter geforscht, sodass auch der Gehalt an Glucosinolaten reduziert werden konnte. Diese speziellen Sorten wurden dann als Doppel-Null-Raps (00-Ra) bezeichnet. Nach diesem Standard wird auch heute noch gezüchtet. Das Endprodukt ist heutzutage in fast jeder deutschen Küche zu finden – das Rapsöl. Es zählt zu den beliebtesten Ölen der Deutschen. Außerdem ist Raps Grundstoff für viele Nahrungsmittel, wie z.B. Mayonnaise oder Margarine. Das hat auch dazu geführt, dass der Rapsanbau in Deutschland und Europa in den letzten Jahrzehnten deutlich ausgeweitet worden ist.
Warum ist der Rapsanbau so zurückgegangen?
In Deutschland werden zur Ernte 2021 auf ca. 1 Mio. Hektar Raps angebaut. In den Jahren 2010 und 2013 erfuhr der Rapsanbau so viel Zuspruch, da waren es um die 1,4 Mio. ha allein in Deutschland. Nach 2013 stagnierte der Rapsanbau allerdings etwas. Der Anbaurückgang ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Zum einem haben Einschränkungen bzw. Verbote in der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln dazu geführt, dass sich das Anbaurisiko für den Landwirt erhöht hat, Schaderreger und Krankheiten sind schwieriger zu kontrollieren. Zum anderen hat auch die Witterung der letzten Jahre mit trockenen und heißen Frühjahren und Sommern zu verminderten Erträgen geführt. Auch die zu erzielenden Verkaufspreise waren für die Landwirte nicht besonders attraktiv. Alles in allem hat das zu einem Anbaurückgang geführt. In einem Rapsfeld leben bis zu 100 verschiedene Tierarten. Darunter auch sehr viele verschiedene Insektenarten. Besonders den Honigbienen bietet der Raps zur Blüte eine wichtige Nahrungsquelle, die durch den Anbaurückgang regional jetzt weniger vorhanden ist.
Welche Standorte eignen sich für den Rapsanbau?
Für Raps sind grundsätzlich alle Standorte geeignet.
Was ist Raps-Extraktionsschrot?
Raps-Extraktionsschrot wird bei der Ölherstellung (Pressen) gewonnen. Neben dem Öl entsteht beim Pressen das Rapsschrot. Rapsschrot kann und wird als heimische gentechnikfreie Komponente in der Tierfütterung genutzt. Importe von Futtermitteln, wie z.B. Soja aus Übersee, können somit reduziert werden.
Wieviel Öl/Raps-Extraktionsschrot bekommen Landwirtinnen und Landwirte aus einem Hektar Fläche?
Aus einem Hektar Raps können bis zu 2.400 kg eiweißreiches Rapsschrot gewonnen werden. Mit dem Rapsschrot von einem Hektar Raps können drei Kühe ein Jahr lang gefüttert werden, die dabei bis zu 24.000 Liter Milch geben.
Was sind die aktuellen Herausforderungen beim Rapsanbau?
Klimawandel und Witterungsextreme stellen die Landwirtschaft in einer bisher eher gemäßigten Region wie Deutschland nachhaltig vor eine große Herausforderung. Wir selektieren allerdings schon seit längerer Zeit unsere Sorten gezielt auch unter verschiedensten Witterungsbedingungen und glauben daher den Klimawandel auch züchterisch begleiten zu können. Wie schon erwähnt stellen aber auch die Einschränkungen im Bereich der Pflanzenschutzmittelanwendung sicherlich eine große Herausforderung für die Anbauer dar. Raps ist eine Pflanze, die vielen Organismen als Lebensraum dient. Neben diversen Nützlingen oder auch landwirtschaftlich gern gesehenen Arten wie Laufkäfern, Spinnen oder auch Bienen sind darunter aber auch welche, die die Rapspflanzen zum Teil stark schädigen. Wenn der Landwirt bei einer zu hohen Schädlingspopulation auf dem Rapsfeld nicht mehr ausreichend, zum Beispiel über Pflanzenschutzmittel eingreifen kann, dann sind schlechtere Erträge oder sogar Totalausfälle die Folge. Am Ende leiden darunter dann aber auch die Nützlinge denen der Raps als Heimat und Nahrungsquelle fehlt. Die gesellschaftliche Forderung bezüglich einer Ökologisierung der Landwirtschaft hat sicherlich eine Berechtigung. Produktionstechnische Verfahren in der Landwirtschaft sollten im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf Natur und Umwelt immer wieder hinterfragt werden. Jedoch sind „pauschalisierte“ Forderungen und Verbote auch keine nachhaltige Lösung, vor allem dann nicht, wenn Sie nicht auf wissenschaftlicher Basis und Fakten entschieden werden. Möglicherweise ist eine Pflanzenschutzanwendung unter neuen Auflagen bzw. eine gezieltere Anwendung nachhaltiger als ein pauschales Verbot.

Platt gefragt: Was kann Raps, was Weizen nicht kann?
Weizen kann nicht gelb blühen und liefert kein hochwertiges Speiseöl. Raps zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht, wenn er blüht.
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten zehn Jahren?
Wir als RAPOOL verstehen und glauben an den Raps als wichtige Kulturpflanze. Wir werden weiterhin daran arbeiten ertragreiche und widerstandsfähige Sorten zu züchten und zu selektieren. Die deutsche Pflanzenzüchtung hat eine sehr lange mittelständische Tradition und leistet durch ihre Arbeit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Die Herausforderungen durch den Klimawandel und eine ständig wachsenden Weltbevölkerung sind aktuell größer denn je. Parallel soll die landwirtschaftliche Produktion mit weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel zurechtkommen. An einer Lösung dieses Spannungsfeldes wird die Pflanzenzüchtung einen entscheidenden, wenn nicht sogar den größten Beitrag leisten müssen. Wir haben bereits die Weichen gestellt um uns dieser Herausforderung zu stellen. Politisch sind wir aber auch auf planbare Vorgaben angewiesen. Die Züchtung einer Rapssorte dauert ca. 10 Jahre. Das bedeutet wir entscheiden heute was Landwirte in 10 Jahren für Sorten anbauen werden. Dafür müssen die Rahmenbedingungen langfristig für uns planbar und verlässlich bleiben. Dafür ist dann auch die Politik und Gesellschaft mit verantwortlich.
Vielen Dank für das Interview.
Zum Unternehmen
Der RAPOOL-RING ist eine, seit über 40 Jahren bestehende, Kooperation der drei mittelständischen deutschen Pflanzenzüchter Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg-Lembke KG, Deutsche Saatveredelung AG und W. von Borries-Eckendorf GmbH & Co KG.
Die ersten Zuchtprogramme innerhalb RAPOOL begannen bereits vor 120 Jahren. Hier liegt die Wiege der europäischen Rapszüchtung. Mit der langjährigen Erfahrung der Zuchtunternehmen, der Vielzahl an versierten Spezialisten und einer besonderen genetischen Vielfalt, die ihresgleichen sucht, realisiert RAPOOL große systematische Zuchtprogramme.
RAPOOL verfügt über das größte Rapszüchtungsnetzwerk Europas. Auf über 180 Standorten und in über 100.000 Parzellen werden Sortenleistung und Anbaueignung immer wieder überprüft und weiter optimiert. Der breite Erfahrungsschatz und der Blick nach vorn ermöglichen es RAPOOL schon heute Sorten mit maximaler Leistungsfähigkeit und spezieller Eignung für die Anforderungen von morgen zu züchten.