Dem Tierfutter auf der Spur: Hannos Besuch beim Landhandel

Vorwort

Wie immer ist die Geschichte fiktiv, doch dieses Mal gibt es eine kleine Besonderheit, heute sind die Landwirte fiktiv, aber der Landhändler nicht! Die zweite Besonderheit ist, dass der Landhändler Philip der Bruder unserer Deichdeern Julia Nissen ist. Sie ist in dem Betrieb aufgewachsen und hat dort ihre ersten 21 Lebensjahre gelebt bevor es sie nach Kiel zum Studieren zog.

Die Geschichte

„Schling nicht so, Hanno! Du kommst ganz sicher nicht zu spät.“, mahnt Mama, die Ella ein Butterbrot schmiert. Aber Hanno hat es eilig, er schiebt einen Löffel-Müsli-Berg nach dem nächsten in seinen Mund.

„Der LKW fährt dir schon nicht davon.“, sagt Papa, der hinter der großen Zeitung hervorschaut. Dann schiebt er seine Lesebrille hoch, bevor sie ihm von der Nase rutscht. Das sieht immer lustig aus, wenn Papa das macht – denn dann sieht er manchmal aus wie Opa, aber Hanno hat keine Zeit sich darüber zu lustig zu machen.

„Hmm“, murmelt er bloß und trommelt mit seinen Füßen unruhig gegen den Küchenstuhl. Ob Mama und Papa trödeln, ist Hanno heute egal, denn für ihn ist ein ganz besonderer Samstag. Heute darf er in einem LKW mitfahren und das wollte er schon immer mal!

„Aufgegessen!“, ruft er, lässt den Löffel in die Schüssel fallen und saust auf seinen Socken ins Badezimmer.

„Vorsicht!“, ruft Mama hektisch.

„Man hat der das heute eilig, was Ella?“, fragt Papa, während Mama schnaubt, sie kann es gar nicht leiden, wenn Hanno rumbollert. Ella zuckt mit den Schultern, dann lächelt sie Papa an und beißt in ihr Butterbrot. Auf einmal wird es laut vor der Haustür.

„Ob Philip schon da ist?“, fragt Mama, sie legt ihr halbbeschmierte Brot aufs Frühstücksbrett und späht zur Haustür. Tatsächlich! Vor der Haustür steht er schon der große grüne LKW. Im gleichen Moment lässt Hanno die Badezimmertür zufallen und sprintet zur Tür – bevor er in seine Gummistiefel schlüpft und rausrennen kann, ruft Mama: „Einen Moment noch!“

„Denk dran, Philip hat einen straffen Zeitplan, sei artig.“, sagt sie und drückt ihm einen Kuss auf die Wange. Hanno verzieht das Gesicht und schneidet eine Grimasse um Mama zu ärgern, dann rennt er mit Gummistiefeln und Jacke zum LKW. Vor der Beifahrertür steht Philip, er fährt Futter für Bauernhoftiere aus und nimmt Hanno heute mit.

„Guten Morgen, Hanno! Hast du ausgeschlafen?“, fragt er und macht Hanno die Beifahrertür auf. Dann hilft er ihm einzusteigen, denn der Sitz ist so weit weg, dass Hanno drei Stufen hochsteigen muss, bevor er sitzen kann. Mama steht immer noch im Türrahmen und winkt ihm zu. Von hier oben sieht sie ziemlich klein aus, denkt Hanno.

„Ich komme gerade von Bauer Fritz, nun müssen wir zurück zum Landhandel.“, sagt Philip und der LKW rollt mit einem lauten Schnaufen los. Hanno starrt aus dem Fenster, er kann es immer noch nicht fassen, dass sie mit den Bäumen auf einer Höhe sind! „Was genau ist eigentlich ein Landhandel?“, fragt er plötzlich, denn ihm fällt auf, dass er das eigentlich gar nicht so genau weiß. „Das ist eine gute Frage, ein Landhandel ist so eine Art Tante-Emma-Laden für Landwirte. Dort gibt es Dinge wie Dünger, Saatgut und spezielles Futter für die Tiere. Aber anders, als in einem Supermarkt, werden die Produkte meistens direkt auf die Bauernhöfe geliefert.“, erklärt Philip.

„Cool! Und was machen wir heute?“, fragt Hanno neugierig. „Wir fahren jetzt zum Landhandel, dann mischen wir das Kraftfutter für die Kühe des nächsten Bauern und liefern es ihm direkt nach Hause.“, sagt Philip, der den LKW so ruhig durch die engen Straßen und um die Kurven lenkt, als sei er nicht größer als Mamas und Papas Auto. Immer wieder werden sie von ein paar kleinen Autos überholt. „Denen sind wir nicht schnell genug.“, meint Philip und lacht. Hanno kommt es aber ganz schön schnell vor, vielleicht liegt das aber auch daran, dass der LKW so groß ist. „Wie schwer ist so ein LKW?“, fragt er. „Ein LKW wiegt ungefähr so viel wie drei Elefanten. Wenn er vollbeladen ist, dann wiegt er sogar das doppelte, also so viel wie sechs Elefanten, was ungefähr 40 Tonnen sind.“, sagt Philip. Als sie mit ihrem LKW – also ihren drei Elefanten unterm Hintern – beim Landhandel ankommen, fahren sie auf eine betonierte Fläche.

„Jetzt müssen wir beide aussteigen, sonst werden wir mitgewogen und verfälschen das Ergebnis.“, sagt Philip und zwinkert Hanno zu. Als er ihm beim Aussteigen hilft, fragt Hanno: „Wieso wiegen wir den LKW denn überhaupt – du hast doch eben gesagt, dass er leer ist?“

„Das stimmt, aber der LKW muss immer gewogen werden, wenn wir am Landhandel ankommen und bevor wir den Landhandel verlassen. So können wir kontrollieren wie viel er geladen hatte. Das ist wichtig, denn so wissen wir genau wie viel wir geliefert haben und der Landwirt uns bezahlen muss.“, erklärt Philip. „Und wenn die Waage uns mit wiegt, dann sind wir auch verkauft?“, Hanno lacht. „Ja, so in etwa – dann stimmt zumindest das Gewicht nicht ganz. Oder wir bleiben beide beim Einwiegen und beim Auswiegen sitzen, dann wären wir kein Problem.“, sagt Philip.

Neben der Waage, die eigentlich mehr eine Betonplatte ist, steht ein kleiner Container. „Da bekommen wir den Wiegezettel und meine Mutter Birgit sagt uns welcher Landwirt als nächstes dran ist“, erklärt Philip. Hinter einem Holztresen sitzt eine blonde Frau vor einem Computer. „Oh hallo!“ sagt sie, „Ich bin Birgit und du musst unser Eintags-Praktikant Hanno sein!“ Sie lächelt ihn an. Dann sagt sie: „Pass auf – komm mal zu mir rum! Dann zeig ich dir, wo unsere LKWs gerade unterwegs sind.“ „Das kannst du sehen?“, Hanno ist verwundert und fragt sich wie das funktionieren soll. Philip lotst ihn durch eine Eingangstür neben dem Container, dann nimmt Birgit ihn an die Hand und mit ins Büro. „Ich mache in der Zeit eine kleine Frühstückspause.“, sagt Philip zu Hanno.

Auf Birgits Computer blinken fünf kleine Punkte auf einer Karte. „Das sind unsere fünf LKWs, vier von ihnen – sogenannte Silowagen – können Kraftfutter transportieren. Der andere ist ein sogenannter Sackwagen, um Säcke auf Paletten zu transportieren. „Zwei bewegen sich ja aber gar nicht!“ Hanno zeigt auf zwei Punkte, die dicht beieinanderstehen – alle anderen blinken mal hier, mal dort. „Richtig, denn die stehen gerade hier auf dem Hof. Ein Punkt davon ist der Silowagen, mit dem du hergekommen bist und der andere ist der Sackwagen, der auch noch hier auf dem Hof steht, weil gerade weder Saatgut, noch Dünger ausgefahren werden muss.“, erklärt Birgit. „Aber die anderen sind ja alle weit auseinander!“, meint Hanno und wundert sich.

„Ja, ein LKW fährt gerade an die Westküste nach Büsum. Dort gibt es einen Hafen, in dem Schiffe Getreide anliefern, von dem er eine Portion abholt. Und der andere LKW fährt gerade in die Stadt Hamburg, wo es einen größeren Hafen gibt und holt Rapsschrot, das mit einem noch größeren Schiff angekommen ist, ab.“ Dann zeigt Birgit auf den letzten Punkt: „Und dieser hier, der liefert gerade Futter bei einem Landwirt aus. Insgesamt haben wir vier LKW-Fahrer und jeder kann bis zu sechs Touren am Tag fahren, wenn er nicht gerade so eine große Strecke nach Büsum, oder Hamburg fahren muss.“ Dann klopft es an die Bürotür.

(Tipp: Hier unterbrechen, um die Geschichte in Etappen zu lesen.)

„Hanno und ich müssen jetzt das Futter für Bauer Timm mischen, der wartet nämlich schon.“, sagt Philip, der im Türrahmen steht. „Na dann, mal los! Viel Spaß euch.“, sagt Birgit und zwinkert Hanno zu. Draußen fragt Hanno Philip: „Warum müsst ihr immer genau wissen, wo die LKWs gerade sind?“

„Das ist wichtig, damit wir wissen wie lange die LKWs noch unterwegs sind, denn dann bereitet die Mühle die nächste Kraftfuttermischung für die nächste Tour schon vor. Der LKW muss dann nur noch eingewogen werden und kann gleich zur Beladestation fahren.“, erklärt Philip, „Aber wir machen das heute mal zusammen. Hier drüben lagern wir Mais und Rapsschrot. Der Mais kommt aktuell aus Rumänien und der Raps aus Kanada.“ Philip zeigt auf zwei große Hallen, in der einen liegen Millionen kleiner Maiskörner. Das sieht wie ein Bällebad für Zwerge aus, denkt Hanno. Dann fängt es an zu regnen. „Komm, wir stellen uns bei der Gosse unter.“, sagt Philip und die beiden laufen unter das Dach einer schmalen Halle. Direkt neben Hanno Fuß ist ein Gitter im Boden. „Ist das ein Keller?“, fragt er.

„Ja, die Gosse kann man ganz gut mit einem Keller vergleichen – hier wird das Getreide reingekippt und auf die verschiedenen Lagerhallen verteilt. Wir haben in der Nachbargemeinde Hohenlockstedt noch einen Standort, zu dem die Landwirte in der Ernte ihr Getreide fahren. Dort gibt es eine größere Gosse und ein viel größeres Lager.“, erklärt Philip ihm, dann schaut er auf die Regenwolken, die weiterziehen „Komm, nun müssen wir aber fix in die Mühle und das Kraftfutter mischen.“

Hanno läuft hinter Philip hinterher. Um in das Mühlhaus zu kommen, muss er wieder drei Stufen hochsteigen. Wie im LKW!, denkt er. In der Halle stehen ganz viele weiße große Säcke. „Was ist da denn drin? Ist das schon das Futter?“, fragt Hanno und lugt in einen der Säcke. „Oh nein, das sind Mineralstoffe und besondere Inhaltsstoffe, die wir ins Futtermittel mischen. In reiner Form sind die Mineralstoffe sogar ungesund – das muss ganz genau abgestimmt werden.“, erklärt Philip, „Nun gehen wir ins Kontrollzimmer, da wählen wir das Kraftfutter aus, das gemischt werden soll.“

„Was genau ist eigentlich Kraftfutter?“, fragt Hanno, als er Philip in das kleine Zimmer folgt. Hier gibt es eine Tafel mit vielen Strichen und Lichtern und einen Computer. „Kraftfutter ist ein besonderes Futtermittel, das viel Energie hat. Es ist so ein bisschen wie Zucker in deinen Süßigkeiten. Auf diesem Computer suchen wir nun die Mischung für Bauer Timm und dann kann es auch schon losgehen.“, sagt Philip. „Hmm. Also ist Kraftfutter Naschi für Kühe? Aber warum bekommen dann nicht alle Kühe die gleichen Naschis, wir Kinder mögen doch auch fast alle dasselbe?“, fragt Hanno und runzelt die Stirn. Schokolade oder Gummibären – ist doch vielleicht das gleiche wie Raps oder Mais?

„Wir haben ein paar Standardmischungen, aber auch die sind ganz unterschiedlich. Bei Kühen ist es wichtig, dass diejenigen, die viel Milch geben auch genug Energie bekommen, also starkes Naschi. Aber die Kühe, die weniger Milch geben, die brauchen schwächeres Naschi, weil sie sonst schnell dick und träge werden.“, erklärt Philip, dann zeigt er auf den Monitor des Computers, „Schau mal hier, hier können wir sehen, welches Futter Bauer Timm für seine Kühe braucht und genau das mischen wir jetzt an – möchtest du auf den Knopf drücken?“

Hanno macht große Augen – er darf das Kraftfutter mischen!! Er nickt aufgeregt und lächelt stolz, bevor sein Zeigefinger den Knopf runterdrückt. Dann brummt es in der Halle. „Da an der Wand haben wir eine Zeichnung der Maschinen. Das Getreide wird am Anfang aus dem Lager geholt, es wird gepresst, gemahlen und gemischt und dann rüber zur LKW-Beladehalle gefördert.“, Philip zeigt auf das Labyrinth aus bunten Lämpchen. Hier blinkt es gelb, blau und grün. „Nun schauen wir kurz, ob bei der Getreidemühle alles rund läuft.“, sagt er.

In der Halle ruckelt und brummt es in jeder Ecke. Philip schiebt eine Holztür beiseite und Hanno hält sich die Ohren zu. Oh man, oh man, das ist vielleicht laut, denkt er. Er kann Philip erst wieder verstehen, als er die Tür zu zieht.

„Das war unsere Mühle – sie mahlt das Getreide so fein, dass es zu einem Pulver wird.“, sagt Philip, „Hast du schon einmal versucht ein Getreidekorn mit einem Stein klein zu reiben? So haben die Menschen in der Steinzeit Getreide gemahlen. Ich bin froh, dass wir heute Maschinen dafür haben! Wir produzieren hier nämlich pro Tag bis zu 150 Tonnen Kraftfutter, das ist so viel wie 25 Elefanten wiegen und wäre per Hand gar nicht zu schaffen.“

„Und wo kommt unser Kraftfutter jetzt in den LKW, der passt hier doch gar nicht in die Halle rein!“, meint Hanno und schaut sich um. Überall stehen ratternde Maschinen oder diese großen Säcke mit Mineralien rum. Außerdem ist die Tür, durch die Philip und er gekommen sind, viel zu klein für einen LKW, denkt er.

„Die LKWs werden draußen beladen, komm mit, ich zeig’s dir!“, sagt Philip und winkt Hanno hinter sich her. Dann steht Philip in einer schmalen Halle: „Hier fahren wir gleich mit dem LKW drunter, denn da oben in den Tanks kommt das fertig gemischte Kraftfutter dann raus.“

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Philip hatte recht die schmale Halle ist wirklich groß genug, damit der LKW hindurch fahren kann. Als der LKW unter den Tanks steht, klettert ein Mann von hinten auf den LKW. „Darf er das?“, fragt Hanno. Der Mann scheint gar keine Angst zu haben, von dem großen LKW runterzufallen. „Er muss sogar da hoch, denn er muss die Tanks öffnen und eine Probe von dem Kraftfutter ziehen. Die ist sehr wichtig und müssen wir ein halbes Jahr aufheben.“, sagt Philip. „Wieso müsst ihr denn einen Teil von dem Kraftfutter aufheben?“, fragt Hanno – er hebt nie freiwillig Süßigkeiten auf. „Die Proben werden regelmäßig von einem Labor kontrolliert, die passen auf, dass auch wirklich das drin ist, was rein soll und vor allem keine schädlichen Substanzen drin sind.“, erklärt Philip. Als der Wagen voll ist, steigen Hanno und Philip wieder in den LKW.

„Und auf zur Waage, Bauer Timm wartet bestimmt schon!“, sagt Philip, „Ach bevor ich es vergesse. Siehst du den Fluss da hinter dem Wall?“ Vom LKW aus hat man wirklich eine gute Übersicht, denkt Hanno und schaut auf das Wasser, das nur wenige Meter entfernt ist. Er nickt. „Das ist die sogenannte Stör, früher vor etwas mehr als vierzig Jahren kamen hier noch Schiffe an. Mittlerweile hat sich aber viel zu viel Sand im Fluss gesammelt, sodass er nicht mehr tief genug ist für schwere Schiffe, die uns Getreide bringen könnten.“ Hanno schaut Philip verwirrt an, aber Philip scheint nicht zu flunkern. „Bist du gerne Landhändler?“, fragt Hanno ihn, als sie auf dem Weg zu Bauer Timm sind. „Oh ja, das bin ich. Ich mache jeden Tag etwas anderes und fahre zu einem anderen Hof. Aber es ist auch anstrengend, weil es immer weniger Höfe gibt. Das merken auch wir Landhändler, weil wir so immer weniger Kunden haben und weniger verkaufen.“, meint Philip. „Aber Bauer Timm kauft doch gar nicht wenig, der nimmt doch einen ganzen vollen LKW.“, sagt Hanno.

„Ja, ein Landwirt hat heute zwar mehr Tiere, als früher und kauft daher mehr. Aber, wenn es immer weniger Landwirte gibt, aber immer noch genauso viele Landhändler wie vorher, dann wird es für die Landhändler auch schwierig genug Geld zu verdienen.“, erklärt Philip. „Ah, weil die dann nicht alle bei dir kaufen?“, fragt Hanno. „Genau, es gibt mehr als einen Süßigkeitenladen und der Landwirt hat immer die Auswahl, wo er sein Naschi für seine Tiere kauft.“ Philip biegt auf einen Hof ab. Hier stehen viele Bäume, sie fahren an einer Maschinenhalle vorbei und halten neben dem Kuhstall.

„Muuuu—uuuh!“, brüllt eine Kuh, als wüsste sie ganz genau, was sie dabeihaben. Philip holt einen Schlauch aus einem Fach über dem LKW-Reifen und schraubt ihn hinten an den LKW. Das andere Ende nimmt er in die Hand und trägt es an den großen Tank, neben dem sie geparkt haben.

„Das nennt man Silo. Ein Silo ist sowas wie ein Vorratsraum, also wie eine Speisekammer. Und da pumpen wir das Kraftfutter nun rein.“, sagt Philip, bevor er einen Schalter am LKW umlegt. Es fängt laut anzubrummen und der Schlauch bewegt sich. „Warum ist da ein weißer Sack, der so aussieht, als wenn er gleich platzt?“, fragt Hanno und zeigt auf den Sack neben dem Schlauch. „Den habe ich darumgebunden, weil die Vorratskammer oben offen ist. Wir drücken nun mit viel Druck Kraftfutter rein und die Luft, die wir mit reindrücken sammelt sich in dem Sack. Eigentlich brauchen wir den Sack gar nicht, aber so stauben wir nicht voll.“ „Moin moin!“, ruft jemand hinter ihnen. „Moin Timm!“, ruft Philip zurück und winkt dem Bauern zu. „Wie ich sehe, hast du heute Verstärkung mitgebracht!“, sagt Bauer Timm und lächelt Hanno an. „Das ist Hanno, der schnuppert heute mal in den Landhandel rein.“, erklärt Philip, „Hanno, vielleicht möchtest du mit Timm den Hof erkunden? Das dauert hier noch eine Stunde ehe der Wagen leer ist und ich kann hier leider nicht weggehen.“ Hanno nickt langsam.

„Na komm, Kleiner. Ich zeig dir mal wie der Weg des Kraftfutters weitergeht.“, sagt Bauer Timm und nimmt ihn mit zu seinen Kühen. „Hörst du dieses Gebrüll? Das ist Berta, die kennt den Wagen von Philip ganz genau und wartet schon aufs Abendbrot.“, meint und zeigt auf eine struppige Kuh, die sich ihre Zunge in ihr Nasenloch steckt, „Hier stehen wir auf dem Futtertisch, das ist nichts anderes, als ein Essenstisch für Kühe. Und hier siehst du meine fertige Futtermischung – da ist Silage, also eingemachtes Gras und eingemachter Mais drin.“ „Und das Kraftfutter?“, fragt Hanno. (Wie man Silage herstellt, könnt ihr hier nachlesen.)

„Oh ja, natürlich. Das ist da mit reingemischt. Einige Landwirte haben eine Kraftfutterselbstbedienung, da laufen die Kühe dann selbst los und holen sich ihre Portion ab. Siehst du ihre Halsbänder?“, fragt Timm und wartet bis Hanno nickt, „Die wären dann ihre Eintrittskarte für die Kraftfutter-Selbstbedienung. Aber ich mische das Kraftfutter direkt mit ins Futter. Aber das ist Geschmackssache.“ „Und wie mischst du das ein?“, fragt Hanno und denkt an die große Halle des Landhandels – sowas ist hier weit und breit nicht zu entdecken. „Dafür habe ich einen Futtermischwagen, das ist sowas wie eine große Küchenmaschine auf Rädern.“, sagt Timm. Zusammen laufen sie über den Hofplatz und Timm bleibt vor einem großen roten Anhänger stehen. „Den ziehe ich hinter meinem Trecker her durch den Stall und lade die fertige Mischung morgens und abends direkt auf dem Futtertisch ab.“

Bis Philip fertig ist, spielt Hanno bei den Kälbern. Er hält ihnen seine Hand hin und sie lecken und saugen daran, als sei seine Hand eine Nuckelflasche. Als das Brummen des LKWs leiser wird, läuft er zurück zu Philip und erzählt ihm von Timms Kuh-Essens-Lieferdienst auf Rädern. Auf dem Weg zurück zum Landhandel kommen sie an Hannos zu Hause vorbei. „Danke, für deine Hilfe heute Hanno.“, sagt Philip zum Abschied. „Danke, dass ich mitkommen durfte.“, sagt er bevor er zur Tür läuft und Philip zum Abschied winkt. Als er den LKW nicht mehr sehen kann, schlüpft er aus seinen Gummistiefeln und klingelt an der Haustür. „Da bist du ja wieder!“, Mama macht ihm die Tür auf und lächelt, „Du nimmst aber erstmal ein Bad vor dem Abendbrot.“ Ohne Widerworte folgt er Mama ins Bad. Er hat gar nicht gemerkt wie staubig seine Haut geworden ist. „Und wie arbeitet ein Müller?“, fragt Papa als Hanno am Essenstisch sitzt.

„Aber Papa, Philip ist Landhändler. Der macht alles zusammen. Er ist in der Mühle, fährt LKW und schnackt mit den Bauern“, sagt er und fängt an zu erzählen. Er erzählt von dem riesigen LKW, in dem er mitfahren durfte, von der lauten Mühle, den Mineralstoffen, dem Futtermischwagen bei Bauer Timm, den er mit einer großen Küchenmaschine verglichen hat und von dem großen Getreidelager, in dem Millionen von Maiskörnern liegen. Irgendwann ist sein Mund staubtrocken. „Bei all dem Reden vergisst du glatt zu essen – kaum zu glauben, dass du heute morgen noch mehr gefuttert, als geredet hast.“, sagt Mama und Ella kichert. Erst dann bemerkt Hanno, dass sogar Ella, die normalerweise in Zeitlupe isst, schon lange aufgegessen hat. „Aaa-ber ich hab noch lange nicht alles erzählt …“, sagt Hanno und stochert im Kartoffelbrei rum. „Morgen ist auch noch ein Tag, Hanno.“, Papa zwinkert ihm zu, „Und du brauchst nicht weniger Kraft, als die Kühe. Also hau rein.“

Ende.

Zum Landhandel Reimer

Unser fiktiver Charakter für die Kindergeschichten, Hanno, war mit Philip Saß vom Landhandel Reimer unterwegs. Der Landhandel liegt in Kellinghusen direkt an der Stör. Hier liefern die Landwirte ihr Getreide in der Ernte an, das entweder zu Tierfutter verarbeitet oder weiterverkauft wird. Den Landhandel betreiben Philips Mama Birgit Saß, geborene Reimer, und sein Onkel Michael Reimer in dritter Generation. Die vierte Generation, sprich Philip Saß, gelernter Landwirt, und sein Cousin Marc Reimer, gelernter Müller, werden den Landhandel in der Zukunft übernehmen.

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