Warum feiern wir Weihnachten unterm Baum?

Habt ihr euch schon mal gefragt, warum sich die meisten von uns zu Weihnachten einen Tannenbaum ins Haus holen? Ich muss gestehen, dass ich immer davon ausgegangen bin, der geschmückte Christbaum würde zur christlichen Weihnachtstradition dazugehören. Aber: falsch gedacht! Denn tatsächlich liegt der Ursprung des Weihnachtsbaumes woanders …

Im Vergleich mit der Geburt von Jesus vor mehr als 2.000 Jahren ist der Brauch, einen geschmückten Baum aufzustellen, noch relativ jung. Und obwohl der Weihnachtsbaum heute weltweit DAS Symbol für Weihnachten ist, er festlich geschmückt wird und die Geschenke darunter liegen, hat er gar keine christliche Herkunft. Bereits vor vielen Jahrhunderten galten immergrüne Pflanzen innerhalb der heidnischen Kulturen als Zeichen für Fruchtbarkeit, halfen gegen böse Geister, sollten die Gesundheit fördern und die Hoffnung auf das nächste Frühjahr stärken. Deshalb gab es bei den Römern Kränze aus Lorbeerzweigen und die Germanen legten immergrüne Zweige in ihren Häusern oder an öffentlichen Orten aus. Die Germanen taten dies beispielsweise zur Wintersonnenwende.

Mit dem Beginn des Mittelalters begannen sich heidnische und christliche Bräuche zu vermischen. Die Kirche wollte seit dieser Zeit das „ungebildete Volk“ mithilfe biblischer Szenen unterrichten. Häufig wurde die Geschichte von Adam und Eva erzählt. Dafür benötigte man einen immergrünen „Paradiesbaum“. Es wurden Nadelbäume mit roten Äpfeln als Frucht der Erkenntnis versehen. Man vermutet, dass sich daraus eine Verbindung zur Weihnachtsgeschichte entwickelte und man diese Bäume als „Urtypen“ des geschmückten Weihnachtsbaumes ansehen kann.

Ein unreligiöser Brauch

Die allererste Erwähnung – allerdings unbelegt – eines geschmückten Baumes gibt es im Jahr 1419 im Zusammenhang mit der Freiburger Bäckerzunft. Sie soll einen Tannenbaum mit Äpfeln, anderen Früchten und Nüssen sowie Lebkuchen behängt haben. In Südwestdeutschland scheint auch der Wechsel von immergrünen Zweigen hin zu geschmückten Tannenbäumen passiert zu sein. Scheinbar wurden bereits 1535 in Straßburg kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäume verkauft. Zu dieser Zeit war der Christbaum bereits zum Weihnachtssymbol der Protestanten erklärt worden – die katholische Kirche lehnte ihn noch längere Zeit ab und wehrte sich gegen den unreligiösen Brauch. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Christbäume in katholischen Kirchen erlaubt. Und es dauerte noch bis zum Jahr 1982 bis Papst Johannes Paul II. das Brauchtum im Vatikan einführte. Damals ließ er den ersten Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz in Rom aufstellen. Seitdem zählt die ursprünglich deutsche Weihnachtstradition weltweit als christliche Tradition.

Eine Kirche zur Weihnachszeit ohne Tannenbäume? Können wir uns nicht mehr vorstellen!

Von den Zünften in die Wohnzimmer

Aber zurück zur Entwicklung im Mittelalter. Im Norden tauchte der Brauch zum Ende des 16. Jahrhunderts auf. In einer Zunftchronik des städtischen Handwerks in Bremen findet sich der älteste Beleg eines dekorierten Tannenbaums. Von den Zünften aus soll die Sitte dann auf die städtischen Familien übergegangen sein. Zunächst allerdings nur auf hohe Beamte und wohlhabende Bürger:innen, weil Tannenbäume damals in Mitteleuropa knapp und deshalb sehr teuer waren. Die einfachen Familien nahmen stattdessen Zweige und anderes Grün. Diese Situation änderte sich im 19. Jahrhundert als zunehmend Tannen- und Fichtenwälder angelegt wurden, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. So wurde der festlich geschmückte Weihnachtsbaum immer mehr zum Inventar der bürgerlichen Wohnzimmer in der Stadt und auf dem Land. Und schwappte rüber bis nach Nordamerika. Wer dort um 1832 den ersten Weihnachtsbaum aufgestellt hat, ist nicht ganz klar. Es heißt, es könnte der deutschstämmige Harvard-Professor Karl Follen oder der Auswanderer Gustav Körner in Illinois gewesen sein. Wer auch immer es war – der Christbaum wurde fortan Brauch in den Staaten.

Von diesem Zeitpunkt an ging es rasant zu in der Weihnachtsbaum-Weiterentwicklung: In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erstmals mundgeblasene Kugeln hergestellt und in den USA leuchtete 1882 zum ersten Mal weltweit ein Weihnachtsbaum mit elektrischem Licht. 1901 brachte die „General Electric Company“ die erste elektrische Lichterkette auf den Markt, die sich von New Jersey aus wie ein Lauffeuer auf der ganzen Welt verbreitete.

Heutzutage gibt es eine riesige Auswahl an Beleuchtungselementen und Baumschmuck. Und ein Weihnachten ohne Christbäume kann man sich gar nicht vorstellen. Auch in diesem Jahr werden bei uns in Deutschland wieder um die 25 Millionen geschmückte Tannenbäume in den Häusern leuchten. Bei euch auch? Oder habt ihr eine ganz andere Weihnachtstradition? Wir sind gespannt und freuen uns über eure Kommentare!

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