Über ein Jahr haben Thomas Fabry und Annika Ahlers aus Nordrhein-Westphalen nun schon ihren Deutschlandtrip geplant. Nun ist der Sommer 2018 gekommen und ihr Roadtrip durch die Republik startet. Das Ziel der zwei Junglandwirte ist Dialog. “Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen städtischen Verbrauchern und Landwirten”, sagt Annika Ahlers, die neben ihrem Job ihren Blog erklaerbauer.de pflegt und dort über landwirtschaftliche Sachverhalte aufklärt. Thomas Fabry, ebenfalls Landwirt, ergänzt: „Mit unserem #roadtripagrar wollen wir raus aus dem Kreislauf von Vorurteilen und Schuldzuweisungen und rein in den Dialog miteinander“.
In jeder Stadt möchten Ahlers und Fabry zunächst mit Verbrauchern ins Gespräch kommen. „Wir fragen die Verbraucher gezielt nach ihren Eindrücken über die Landwirtschaft. Vor allem interessiert uns, wie sie die regionale Agrarbranche wahrnehmen“, erklärt Ahlers. Anschließend diskutieren sie jeweils mit dem Leiter eines nahen gelegenen landwirtschaftlichen Betriebes die in der Stadt gewonnen Eindrücke.
Auf nach Westre
So suchten sie am vergangenen Sonnabend den Milchviehbetrieb von Hauke Nissen auf, um Antworten zu finden. Während Betriebsleiter Hauke Nissen sich um seine Kühe kümmerte, sprang sein Bruder Volker Nissen, Agraringenieur, für das Interview ein.
In landromantischer Atmosphäre vor dem frisch gepressten Strohballen bauten die Junglandwirte ihre Kulisse auf. Ihr technisches Equipment ist alles andere als laienhaft. “Manches haben wir uns bei einer TV-Produktionsfirma geliehen, manches hatten wir auch schon selbst”, erläutert Fabry, der sich täglich nachts noch an den Laptop setzt und das Videomaterial vom Tag sichtet, schneidet und als 3-Minüter am nächten Morgen hochlädt. So ist aktuell schon das Video aus Flensburg und Westre online zu sehen.
Dort im Video gibt es u.a. Antworten auf die Fragen, warum Milch günstiger sei als Wasser, welche Milch Nissen einem jungen Flensburger Familienvater für sein Kind empfehlen würde und was der Unterschied zwischen biologischer und konventioneller Produktion sei. Die Fragen haben die Flensburger nicht irgendwo gestellt, sondern in einem besonderen Gefährt: einen VW Käfer Baujahr 1972, den sie in Wees, Kreis Schleswig-Flensburg, bei einem Oldtimerverleih abholten.
Windmühle ist ein Muss
Da die zwei Roadtrip-Landwirte neben dem Dialogprojekt auch zeigen möchten, wie facettenreich die deutsche Agrarwirtschaft ist, besuchen sie neben den klassischen Schweine-, Milch- und Ackerbauhöfen auch einen Winzer oder einen Obstbauern. Als mein Mann davon erfuhr, hatte sich etwas besonderes überlegt: einen Besuch auf einer Windkraftanlage in der Nachbargemeinde Ellhöft. “Die Windenergie prägt nicht nur das Landschaftsbild, sondern stellt auch ein zusätzliches Standbein für viele Nordfriesen und vor allem für viele Landwirte in unserer Region dar”, ergänzt der gebürtige Westrer.
Christian Carstensen, Geschäftsführer des Windparks Ellhöft, nahm sich viel Zeit, um den beiden das Bürgerwindpark-Konzept näher zu bringen. Anschließend folgte die Gondelbesteigung der 68m hohen Windkraftanlage – ohne Fahrstuhl versteht sich.
3.600 Kilometer im alten Käfer
Die 220 Stufen, die per Manneskraft erklettert wurden, sind sicherlich in den kommendn Tagen noch zu sprüren, wenn die beiden mit ihrem 50 PS-starken “babyblauen Blitz” in Richtung Magdeburg, Leipzig, Frankfurt und Köln reisen. Die südlichste Stopp wird Füssen an der österreichischen Grenze werden. Bis zum 5. August werden sie über 3.600 Kilometer zurücklegen. Die Ergebnisse der Diskussionen veröffentlichen sie täglich in einem Video auf ihren bereits bestehenden Plattformen ich-liebe-landwirtschaft.de und erklaerbauer.de und auf ihren Instagram-Kanälen @erklaerbauer und @land.wirt.zukunft.
Eure Deichdeern.