Moin,
Tief im Norden, zwischen Schleswig und Flensburg, kurz vor der nordfriesischen Grenze lebt Kerstin Bogensee. Sie ist 39 Jahre alt, gebürtige Höruperin, verheiratet und hat zwei Kinder. Doch, was macht Kerstin so besonders fragt ihr euch jetzt?
Kerstin ist Singer/Songwriterin und die Musik lebt in jeder Faser ihres Körpers. Dieses Jahr hat sie ihr erstes Album namens „lebensWERT“ herausgebracht und wollte eigentlich mit ihrer Band auf einer Mini-Tour das Album auch promoten. Eigentlich. Aber wie bei vielen Dingen, hat auch ihr die Corona-Pandemie einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie hat sich davon aber nicht unterkriegen lassen und hat uns erzählt, wie sie überhaupt zur Musik kam und wie sie trotz der Corona-Pandemie, die die Musik- und Kulturbranche bis ins Mark erschüttert hat, weiterhin Lebensfreude versprüht.
Eigentlich macht Kerstin schon ihr Leben lang Musik, denn seitdem sie Kind ist, war auch immer Musik um sie herum. Ihr Vater und Großvater hatten eine Tanzkapelle, die in Hörup und in den Dörfern drumherum immer wieder aufgetreten ist. Dafür wurde dann oft Zuhause geübt. Ihr Vater und Großvater waren Hauptberuflich Handwerker und hatten die Musik nur zum Hobby, aber Kerstin sagt selber, dass sie wahrscheinlich „schon gesungen hat, bevor sie überhaupt laufen konnte“.

Aber von Anfang an. Kerstin begann in einem Kinderchor zu singen und lernte, wie viele von uns auch, Blockflöte. Mit ungefähr 10 Jahren wurde sie zur Solistin in ihrem Kinderchor, welches ihr sogar einen Gastauftritt in der Oper im Flensburger Stadttheater einbrachte. Mit 12 Jahren folgte dann der Gitarrenunterricht, die Gitarre begleitet sie bis heute und ist auch das einzige Instrument was sie mit „Arsch in der Hose“ auch auf der Bühne spielt. Klavierunterricht hat sie ebenfalls genommen, doch blieb ihr Hauptinstrument immer ihre Stimme.Wie man schon erkennen kann, zieht sich die Musik wie ein roter Faden durch Kerstins leben, aber eine kurze Pause gab es dann doch.
Nach der Schulzeit und während der Berufsfindung waren erstmal andere Dinge wichtiger. Kerstin machte ihre Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Angestellten und fing mit Anfang 20 wieder an, in einem A-Capella-Ensemble zu singen. Danach kamen Mann und Kinder dazu und sie nahm wieder Gesangsunterricht.
Erst durch eine Freundin, die selber Gitarrenlehrerin ist, fand Kerstin neben dem Schreiben von Songs und dem Singen selbst ihre Berufung. Was erst als kleiner Gefallen, nämlich das Singen üben mit ein paar Mädels, die Gitarre spielten, anfing, wurde zu einem richtigen Job. Also packte Kerstin die Gelegenheit beim Schopf und hing den Job in der Apotheke an den Nagel. Nach dem sie ein paar Gesangsschüler*innen hatte und viele Workshops und Fortbildungen in dem Bereich absolvierte, traute sie sich auch bei der Kreismusikschule vorzusprechen und bekam dort einen Job. „Mein Herz brennt dafür, auch andere musikalisch weiter zu bringen“, sagt sie.
,,Mein Herz brennt dafür, auch andere musikalisch weiter zu bringen.“
Seit 2016 ist sie nun hauptberuflich Gesangslehrerin und kann sich nebenbei voll und ganz auf das Schreiben und Komponieren ihrer eigenen Songs konzentrieren. Ihr Album „lebensWERT“ hat sie fast komplett alleine aufgenommen und produziert. Made in Schleswig-Flensburg quasi. Für die Produktion hat sie sich eine Menge autodidaktisch beigebracht, was natürlich, wenn man die Komplexität des Ganzen betrachtet, auch nicht von heute auf morgen passiert ist.

Natürlich hatte Kerstin Freunde und Bekannte, die ihr mit Rat und Tat zur Seite standen. Den Bass und die Solo-Gitarre hat einer ihrer Freunde eingespielt, alles bei ihr Zuhause im hauseigenen kleinen, aber feinen „Studio“. Lediglich das Schlagzeug musste in einem „richtigen“ Studio eingespielt werden, „da man dafür so viele Mikrofone braucht“. Lediglich gemixt und gemastert wurde es von zwei Toningenieuren.
Die Idee ein Album zu veröffentlich kam ihr bereits 2017, aber bis zur Produktion und Veröffentlichung war es ein langer Weg. Denn wie so oft in der Musikbranche ist Geld rar und Dienstleistung teuer. „Wenn du Geld hast, kannst du dir alles einkaufen an Dienstleistungen was du brauchst für ein Album. Das war aber keine Option für mich“, sagt sie. „Selbst ist die Frau“ und so produzierte Kerstin ihr Album selbst, auch wenn sie sich während des Prozesses von ihrem Perfektionismus etwas verabschieden musste und das ein oder andere mal wieder von null anfangen musste.
Aufgeben war nie eine Option
Aufgeben war nie eine Option für Kerstin, seit ihrer Kindheit war es ihr Traum wie Mariah Carrey auf der Bühne zu stehen. Denn wer niemals aufgibt, wird für seinen Einsatz auch belohnt. Kerstin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und ist jeden Tag dankbar dafür ihn leben zu dürfen, auch in diesen für die Branche schwierigen Zeiten.

Auch wenn im 2. Lockdown wieder keine Konzerte für sie möglich sind, darf sie doch zumindest wieder ihre Gesangsschüler*innen im Einzelunterricht, hinter einer Scheibe und mit Hygienekonzept, unterrichten. Das war im 1. Lockdown leider nicht möglich, aber Kerstin hat das Problem über Online-Unterricht gelöst, was natürlich nicht immer ganz einfach ist. Für ihre Fans und Newsletter-Abonnenten hat sie im 1. Lockdown sogar ein Online-Konzert gespielt. Über 90 Minuten lauschten die Menschen, von Hamburg über München bis Irland ihrer Musik.
Kerstin sagt auch, dass sie in einer „Luxusposition“ derzeit ist und viel Glück gehabt hat, dass sie trotz des Lockdowns noch unterrichten darf und somit Geld verdienen kann. Sie ist „in Gedanken bei allen, die in der Veranstaltungsbranche tätig sind und sowohl emotional als auch finanziell darunter leiden“. Ihr selber macht das ganze emotional zu schaffen, denn es zeigt, das Kultur der Gesellschaft nicht so wichtig sei, bzw. nicht besonders förderungswürdig erscheint, im Gegensatz zu anderen Bereichen.
Wir wünschen uns für Kerstin, dass sie ganz bald wieder auftreten kann und ihre Mini-Tour gemeinsam mit ihrer Band durchziehen kann. Wenn ihr jetzt neugierig auf Kerstin‘s Musik geworden seid, dann schaut mal hier:
Das Video dazu wurde übrigens in Schlüttsiel, Dagebüll und Flensburg gedreht. Ich mag das sehr. Das kann man gut beim Plätzchenbacken hören. Ich lieb das sehr.
Liebe Kerstin, wir wünschen dir alles erdenklich Liebe und Gute für alle, was noch kommt.
Pearl & Julia vom Deichdeern-Team
Wir durften mit einigen Freunden Kerstin im Herbst in unserem Garten hören. Es war so eine tolle Stimmung, alle haben so konzentriert zugehört.
Wir freuen uns im nächsten Jahr Kerstin wieder zu hören und wünschen ihr sollen Gute.
Carmen