Ein Kohlbauer pflanzt seinen Kohl und sät ihn nicht. Aber was heißt das eigentlich? Nichts anderes, als dass er eine „fertige“ Pflanze in den Acker setzt und keine Saat in die Erde legt. Die jungen Kohlpflanzen zieht der Ackerbauer aber nicht selbst heran, sondern bestellt sie stattdessen bei einem Kohlpflanzenproduzenten. Wie das genau abläuft und warum es dafür mehr als einen Kohlpflanzen-Experten braucht, haben wir uns von Olaf Diener aus Schülp in Dithmarschen erklären lassen.
Auf dem Betrieb von Olaf Diener werden jährlich 25 Millionen Kohlpflanzen herangezogen. Gegründet wurde der Betrieb 1884 von seinem Urgroßvater Hans Diener, der als einer der ersten mit der Zucht von Kohlpflanzen startete. Heute gibt es im Dorf Schülp zwei Kohlpflanzenproduzenten namens Diener – den Betrieb von Olaf Diener, der zusätzlich noch Frühjahrs- und Sommerblumen zieht, die direkt an Gärtner und Händler verkauft werden. Der zweite Kohlpflanzenbetrieb gehört seinem Cousin, der sich rein auf Kohlpflanzen spezialisiert hat – sowohl konventionell als auch Bio – und somit ein Vielfaches mehr produziert.
Saatgut aus holländischer Hand
Bis in die 70er Jahre hat Familie Diener die Kohlpflanzen noch vor Ort in Schülp selbst gezüchtet, heute sei das zu kompliziert, erklärt Olaf Diener. „Mittlerweile gibt es kaum noch samenfeste Sorten, bei denen die Merkmale konstant bleiben würden, sondern eigentlich nur noch die Hybridzüchtung, bei der verschiedene Merkmale miteinander kombiniert und aufeinander abgestimmt werden“, sagt er. Inzwischen bezieht Familie Diener das Saatgut daher von Firmen aus der ganzen Welt, unter anderem von einer Holländischen Firma, die Saatzucht im Betriebsstandort Marne betreibt.
Kohlpflanzen auf Bestellung
Sowohl Familie Diener, als auch der Landwirt selbst, müssen den Samen beziehungsweise die Kohlpflanze also bestellen. Damit Olaf Diener das entsprechende Saatgut, in Kohlsorte und Menge, ordern kann, gilt für den Landwirten normalerweise eine Bestellfrist von mindestens 12 Wochen vor dem Pflanzen. Die Pflanzsaison beginnt Ende März. „Meistens kommen aber noch Nachmeldungen auf den letzten Drücker“, verrät Olaf Diener und schmunzelt.
Sobald alle Bestellungen eingegangen sind und das Saatgut geliefert wurde, startet auf dem Hof Diener Mitte Januar die Aussaat. Gesät werden die Samen in sogenannten „Systemplatten“, das sind Kunststoffpaletten, die 40 Zentimeter breit und 60 Zentimeter lang sind. Sie haben 300 Löcher und damit Platz für die gleiche Anzahl Pflanzen. Gesät wird hier übrigens nicht per Hand, sondern mit Hilfe einer Maschine, die die Paletten mit Nährboden auffüllt, die Löcher vordrückt und die Saatkörner mittels Unterdrucks mit einer Säwalze in die Löcher ablegt. Im nächsten Arbeitsschritt wird das Saatkorn von der Maschine mit Nährboden überdeckt und das erste Mal gewässert.
Nach ein paar Tagen im Vorkeimraum ziehen die angesäten Paletten dann ins Gewächshaus um. Dort werden die Bewässerung und die Temperatur optimal auf die Pflanzen abgepasst. Wichtig sei beim Kohl vor allem, dass er genug Stickstoff bekomme, um geschwächte Pflanzen zu vermeiden. „Daher düngen wir Nitratdünger, der sofort von der Pflanze aufgenommen werden kann“, erklärt Olaf Diener. Seit Familie Diener ihre Kohlpflanzen ausschließlich indoor und nicht mehr outdoor zieht, wie bis in die 1990er Jahre, habe man so gut wie keine Pflanzen-Verluste mehr und die Kohlpflanzen seien allesamt schön gleichmäßig.
Nach 10 bis 11 Wochen sind die Pflanzen dann groß genug, um an den Kohlbauern ausgeliefert zu werden. Je sonniger, wärmer und länger die Tage werden, desto schneller wachsen die Kohlpflanzen, das heißt später gesäte Pflanzen werden schon nach acht Wochen geliefert. Übrigens bleibt der Großteil der Kohlpflanzen in Dithmarschen.

Off-Saison
Wenn nicht gerade Kohlpflanzensaison ist, tüftelt Olaf Diener an der idealen Nährbodenmischung. Dafür werden ein paar Pflanzen ausgesät und geschaut, bei welcher Mischung sie am meisten Wurzeln ausbilden und am fittesten sind. Außerdem hat der Betrieb neben den Kohlpflanzen noch ein weiteres Standbein: Er ist einer der letzten 12 Knollenbegonien-Knollen Freilandproduzenten der Welt und der einzige in Deutschland.