Kindergeschichte | Hanno und Ella auf dem Kohlfeld

Wie gewohnt gilt: Hanno und Ella sind fiktive Charaktere, aber der Landwirt, den sie für diese Geschichte besuchen, der ist echt.

„Bahh!! Ihhh!“, ruft Hanno und rümpft die Nase. Das stinkt wie Pups, denkt er. Opa schaut über die Gläser seiner Brille und runzelt die Stirn: „Das ist ganz normaler Rosenkohl, den hast du doch sonst auch immer gegessen!“, brummelt er. Neben Opa stochert Ella auf ihrem Teller rum und schiebt die kleinen grünen Bällchen von links nach rechts über das Porzellan. „Nun ist aber mal Schluss!“, sagt Oma laut, sie stemmt ihre Hände in die Hüften. „Aber der ist so glibbschig und weich“, Hanno stöhnt. „Ich mag nicht mehr, Oma“, sagt Ella. „Das ist stinknormaler Rosenkohl, ihr esst doch sonst auch Kohl!“, sagt Oma und setzt sich neben Hanno an den Esstisch. Dann füllt sie sich eine große Portion Rosenkohl und ein paar Kartoffeln auf: „Außerdem ist Kohl gesund – davon werdet ihr groß und stark.“

„Gar nicht wahr – ich hab‘ noch nie Kohl gemocht!“, mault Hanno und pustet die dampfende Kartoffel auf seiner Gabel an. Wann kann Kohl schon gut schmecken, fragt er sich. „Kannst du dich noch an die Rouladen erinnern, die du immer so gerne isst?“, fragt Oma, „Die sind auch in Kohl eingewickelt, das ist kein Salat. Schmecken dir die etwa auch nicht?“ Alleine bei dem Gedanken an Rouladen bekommt er einen Riesenhunger und das Wasser läuft ihm im Mund zusammen. Schnell schüttelt Hanno mit dem Kopf: „Doch Rouladen schmecken seeehr lecker! Aber das ist doch ganz was anderes als dieses Rosen-Dings-Bums“, sagt er. „Es gibt mehr als eine Sorte Kohl, aber trotzdem ist das immer noch Kohl“, sagt Opa. Ella schaut zu Hanno rüber, der auf den letzten Rosenkohl auf seinem Teller starrt. Dann piekt Hanno den Kohl vorsichtig auf und schiebt ihn in den Mund. Als Ella zaghaft von ihrem kleinen Rosenkohl abbeißt, lächelt Oma sie an.

„Vielleicht sollten wir nach dem Essen einen Ausflug aufs Kohlfeld machen. Was meint ihr?“, fragt Opa. „Wir könnten nach Dithmarschen fahren, da wächst ganz viel Kohl in den unterschiedlichsten Sorten und der wird da jetzt im September sogar geerntet“, meint Oma. In einem Rutsch schluckt Ella den letzten Bissen in ihrem Mund runter: „Oh ja! Wir machen einen Ausflug!!“, jubelt sie. Auch Hanno pickt die letzten Krümel auf seinem Teller zügig auf. Opa nickt zufrieden. Er mag es nicht, wenn Hanno und Ella Reste auf ihrem Teller liegen lassen, weil er früher als Kind nicht so viel zu Essen hatte. Das ist Verschwendung, sagt Opa dann immer. Und Hanno denkt an die Bauernhöfe und Felder, die er sich schon angeguckt hat. An Haukes Kartoffeln und Phillips Zuckermais, in denen viel Arbeit steckt. Das ist beim Kohl bestimmt auch so, denkt er. Deshalb machen ihm die Ausflüge auf die Felder besonders viel Spaß.

Als auch Oma und Opa aufgegessen haben, räumt Opa das Geschirr ab. „Zieht euch eure Gummistiefel und eine winddichte Jacke an, wir fahren gleich Richtung Nordsee“, sagt Oma und verstaut den restlichen Rosenkohl im Kühlschrank. „Damit zaubere ich uns morgen einen schönen Auflauf“, flüstert sie Opa zu und die beiden zwinkern sich an.

„Du Opa, warum wächst da so viel Kohl?“, fragt Hanno, als sie auf dem Weg sind. „Meinst du in Dithmarschen?“, fragt Opa, „In Dithmarschen, vor allem in der Marsch, sind die Böden so gut. Das war nämlich früher alles Nordsee und das Land haben die Bauern nach und nach trockengelegt. Ganz früher, vor mehreren hundert Jahren, war das alles einmal Wattenmeer. Und heute ist das Land dort besonders fruchtbar und schwer, weil der Boden immer noch so viel Wasser hält.“ „Okay und warum bauen die dann Kohl und keinen Salat oder sowas an?“, fragt Hanno. Manchmal hat er das Gefühl Opa hört ihm gar nicht richtig zu und erzählt lieber lange Geschichten. Aber das ist wohl das, was alle Opas machen, denkt er. Paul aus der Schule sagt, dass sein Opa das auch immer so macht.

„Früher haben die Menschen fast jeden Tag Kohl gegessen. Er wuchs in fast jedem Garten. Als immer weniger Menschen Gemüsegärten hatten, haben die Bauern mehr Gemüse angebaut. Und in Dithmarschen wächst Kohl eben besonders gut. Darum gibt es dort auch so viel davon. Das hat sich so ergeben.“, erklärt Opa ihm. „In Dithmarschen wächst sogar mehr Kohl als in allen anderen Gegenden in Europa. Hier wird sogar im September, zur Kohlernte, ein Kohlfest gemacht. Das sind die Dithmarscher Kohltage, die gibt es hier jedes Jahr“, sagt Oma. Hanno zuckt mit den Schultern und schaut aus dem Fenster. Ein Fest nur für Kohl? Warum feiern die Dithmarscher ein Gemüse, fragt er sich. Am Horizont drehen sich viele kleine Windräder – die Felder sind alle platt, hin und wieder stehen Bäume am Straßenrand oder an einer Auffahrt. Wo ist nur dieser berühmte Kohl, denkt er.

„Oma schau doch!“, ruft Ella und zeigt auf einen Traktor, der einen langen Anhänger von einem Feld zieht. Auf dem Anhänger stehen große Kisten, aus denen es grün schimmert. „Siehst du, deine Schwester hat den Kohl schon gefunden“, sagt Oma und zwinkert Ella an. Opa fährt dem Traktor über die Bahnschienen hinterher, dann biegt er links auf eine Auffahrt ab. „Auf dem Anhänger ist aber viel Kohl!“, sagt Opa, „Dem fahren wir mal hinterher und fragen, ob wir uns das mal genauer angucken dürfen.“ Dann stellt Opa das Auto auf der Auffahrt ab, steigt aus und sagt: „Ich bin gleich zurück.“

Tipp für Vorleser: Hier unterbrechen, um die Geschichte in Etappen zu lesen.

Es dauert nicht lange, da kommt Opa wieder: „Na kommt ihr Drei, wir dürfen gleich mit aufs Feld fahren, wo der Kohl geerntet wird“, sagt er. Ella schnallt sich aufgeregt ab und springt aus dem Auto, als Oma ihr die Tür öffnet. „Vorsichtig mein Liebling! Hier fahren viele Trecker, die übersehen kleine Mädchen wie dich, die um die Ecken huschen“, dann streckt Opa Ella seine Hand aus. Hanno und Oma laufen den beiden hinterher. Auf dem Hof brummt ein Gabelstapler, der hin und her düst und die vollen Kisten vom Anhänger runterhebt. Opa hockt sich neben Ella: „Schau, die Kohlköpfe in den Kisten kommen jetzt gerade frisch vom Feld und werden in das Kühlhaus gefahren, damit der Kohl frisch bleibt. Das auf dem Gabelstapler ist der Ackerbauer Jens Dohrn, dem gehört der Kohl.“

Hanno staunt: „Wow, der kann das echt schnell, Oma“, sagt er. So schnell, wie der Ackerbauer die Kisten abgeladen hat, hat er neue leere Holzkisten aufgeladen. Als der Anhänger fertig beladen ist, stellt er den Gabelstapler aus und kommt zu ihnen gelaufen. „Moin, ich bin Jens! Willkommen auf meinem Betrieb“, sagt er. „Wir fahren jetzt zurück zum Feld, wenn ihr mögt, dann könnt ihr auf dem Anhänger mitfahren.“ Oma und Opa steigen mit Ella auf den Anhänger, der in der Mitte zwei Reifen hat, und halten sich gut fest. „Bist du schon mal auf einem Trecker mitgefahren?“, fragt Jens Hanno. Hanno schüttelt den Kopf. Das durfte er wirklich noch nie. „Wenn du möchtest, dann darfst du neben mir auf dem Trecker sitzen“, sagt Jens. Hanno nickt und grinst breit. Was ist das denn für eine Frage? Das muss er unbedingt seinen Freunden in der Schule erzählen! Schwuppsdiwupps sitzt Hanno auf dem Beifahrersitz neben Jens. Er staunt – bei ihm sieht das alles so einfach aus. Ruhig lenkt Jens den Traktor um die Kurve und zurück auf die Straße. Bis zum Feld ist es nicht weit, sie tuckern zusammen über den Bahnübergang. Hanno dreht sich zu Ella um, deren Haare im Wind wehen.

„Mein Opa sagt, früher hat jeder Kohl angebaut. Warum baust du dann so viel an, wenn das so einfach ist und das jeder zu Hause kann?“, fragt Hanno. Jens schmunzelt. „Damit Kohl gut wächst, braucht es einen guten Boden oder viel Dünger. Und damit die Kohlpflanzen nicht krank werden, darf auf ein und derselben Stelle nicht jedes Jahr Kohl angepflanzt werden“, erklärt er. „Also kann mein Opa nicht jedes Jahr Kohl in seinem Garten haben?“, fragt Hanno. „Doch, das kann er schon. Aber er muss ihn im nächsten Jahr in einer anderen Ecke des Gartens anpflanzen und kann erst nach vier Jahren an ein und derselben Stelle wieder Kohl anpflanzen. Sonst würden sich die Kohlpflanzen untereinander anstecken. Eine häufige Krankheit ist die Kohlhernie, bei der ein Pilz dafür sorgt, dass die Wurzeln der Kohlpflanzen wuchern“, erzählt Jens.

„Und wie machst du das dann? Dein Feld ist ja voll mit Kohl!“, sagt Hanno und schaut aus dem Treckerfenster. Überall ist Kohl. Rechts und links. Wie will Jens bei einem vollen Kohlfeld denn einfach eine andere Ecke nehmen, fragt er sich. „Ich habe 18 Hektar, also etwa 18 Fußballfelder, mit Kohl. Und dann habe ich noch Getreide, Fenchel, Erbsen, Ackerbohnen, Möhren und Rote Beete. Auf meinen Feldern baue ich dann jedes Jahr, nachdem Kohl dran war, nach einer bestimmten Reihenfolge diese anderen Ackerfrüchte an. Diese Reihenfolge nennen wir Landwirte Fruchtfolge. Vor dem Kohl wächst meistens Klee auf dem Acker, weil Klee viel Stickstoff für den Kohl sammelt. Denn Kohl braucht besonders viel davon. Stickstoff ist quasi wie Zucker für die Pflanzen – Energie pur. Den Klee futtern dann die Tiere aus der Nachbarschaft und der reichhaltige Boden, der kommt meinem Kohl auf dem Feld zugute. Meinen Klee tausche ich bei dem Nachbarn gegen Rindermist ein, so habe ich genug Stickstoff für meinen Kohl“, erklärt Jens.

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Jens lenkt den Traktor in eine Spur, in der kein Kohl mehr steht. An einem anderen Trecker warten ein paar Menschen, die angelaufen kommen. „Wer ist das denn?“, fragt Hanno. „Das sind meine Saisonarbeitskräfte. Die heißen so, weil sie nur zur Ernte kommen und mir helfen, also wenn der Kohl Saison hat. Sie kommen dann von weit her aus Rumänien. Ihr Sohn arbeitet das ganze Jahr für mich, er wohnt schon seit drei Jahren in Deutschland. Und immer zur Ernte, wenn die Arbeit für uns beide allein zu viel wäre, kommt seine Familie aus Rumänien angereist, um zu helfen“, erklärt Jens. Eine Frau zückt ein großes Messer und schiebt die großen Blätter der Kohlpflanze beiseite. Dann geht es ganz schnell. Mit einem zügigen Schnitt schneidet sie den Kohlkopf ab und wirft ihn vorsichtig einem Mann zu, der an dem Anhänger steht auf dem Oma, Opa und Ella sitzen. „Wow! Das geht ja schnell!“, sagt Hanno.

„Ja, die sieben sind ein eingespieltes Team. Ohne sie würde ich die Ernte des Kohls nicht schaffen“, sagt Jens. „So einen Anhänger, wie du ihn hast, den habe ich noch nie gesehen“, meint Hanno. „Das wundert mich gar nicht, Hanno. Den haben nämlich meistens nur Kohlbauern. Wir nennen den hier auch Kohlschlöpe und das ist ein Anhänger, der eigentlich nur für die Kohlernte gebraucht wird“, erklärt ihm Jens, „Dadurch, dass der Anhänger nur zwei Reifen hat, hat er nämlich genug Platz für die Kohlkisten.“ „Und wieso sieht der Kohl da drüben anders aus, als der hier?“, fragt Hanno und tippt mit seinem Finger gegen das Treckerfenster.

„Ich habe auf diesem Acker verschiedene Sorten von Kohl nebeneinander angebaut. Gerade ernten wir den Weißkohl, da drüben habe ich den Rotkohl, das ist quasi der gleiche Kohl, nur in Rot. Und nebenan habe ich Wirsingkohl, Brokkoli, roten und weißen Chinakohl und roten und weißen Spitzkohl. Am meisten habe ich vom Weißkohl und Brokkoli“, sagt Jens. „Schmeckt das alles gleich?“, fragt Hanno und muss dabei an die Diskussion mit Oma über Rouladen denken. „Kohl kann ganz unterschiedlich schmecken, je nachdem wie er zubereitet wird. Aber Weißkohl schmeckt natürlich anders als Brokkoli. Auch, wenn beides Kohl ist und Kohl immer ein bisschen wie Kohl schmeckt“, meint Jens. „Hmm. Ich finde Kohl manchmal nicht so lecker“, gibt Hanno zu, „Ich finde der muffelt manchmal so unangenehm. Und ich futtere ja auch keine Käsesocken oder sowas. Pupsen muss ich da auch noch von.“

Da muss Jens anfangen zu lachen: „Ja, Kohl enthält viel Schwefel, deshalb kann er unangenehm riechen. Ich rieche das gar nicht mehr so sehr und finde den Geruch vielmehr gut. Aber, wenn man den Geruch nicht so gerne mag, dann kann man ein ganz bisschen Essig in den Kohl geben, dann soll er weniger stark riechen. Und gegen das Pupsen hilft ein bisschen Kümmel, dann bläht der Bauch nicht so auf“, Jens zwinkert Hanno an, „Kohl ist sehr gesund, es wäre schade, wenn du ihm keine Chance gibst.“

Hanno stöhnt: „Das haben Oma und Opa auch schon gesagt. Aber das sagen die von allen Gemüsesorten. Weil sie wollen, dass wir mehr Gemüse essen.“ „Damit haben sie schon recht. Wusstest du, dass Kohl fast so viel Vitamin C enthält, wie die gleiche Menge an Zitronen?“ Hanno schüttelt mit dem Kopf. Da wäre er nie draufgekommen, weil Kohl und Zitronen so ganz verschieden sind.

„Und wie lange dauert es, bis der Kohl so groß ist?“, fragt Hanno und schaut auf den Anhänger mit dem komischen Namen, auf dem die Kisten immer voller werden. „Also der erste Kohl wird ab Mitte Mai gepflanzt und ab Mitte August bis Mitte November geerntet. Der Kohl braucht also rund zwei Monate, um zu wachsen. Auf einem Hektar, also einem Fußballfeld, werden 30.000 Kohlpflanzen gelegt. Dafür gibt es eine besondere Maschine, damit wir nicht alles per Hand machen müssen. Wenn die kleinen Pflänzchen in der Erde sind, dann streue ich direkt Haarmehlborsten aus, das sind quasi gepresste Haarbüschel von Schweinen. Die riechen nämlich so stark nach Schwein, dass keine Hasen oder Rehe in den ersten zehn Tagen an den Pflanzen knabbern. Außerdem düngt das auch den Kohl. Danach wachsen die Pflanzen so schnell, dass die Fraßschäden ihnen nichts mehr anhaben können.“ „Und dann wachsen sie und du kannst sie ernten?“, fragt Hanno.

„So einfach ist das leider nicht ganz. Ich muss vorher noch mindestens vier Mal mit einer Hacke über den Acker fahren. Meistens fahre ich einmal die Woche mit dieser Maschine über den Acker. Die Maschine kann man sich so ein bisschen vorstellen, wie einen Fugenkratzer, den man auf der Auffahrt benutzt. Mit der Hacke entferne ich alles, was in den Reihen wächst und kein Kohl ist. Denn, wenn ich das nicht mache, dann geht der Kohl ein. Meine Kohlpflanzen können auch ertrinken – wenn sie länger als einen Tag im Wasser stehen, dann fangen sie an zu faulen. Wenn es sehr stark regnet, dann muss ich aufpassen, dass das Wasser auf dem Feld abläuft. Und wenn es zu warm ist, dann geht der Kohl auch kaputt. Denn dann bekommt er innen bräunliche Blätter und es möchte ihn keiner mehr kaufen. Ist es aber zu kalt und mehr als einen Tag unter minus sechs Grad, dann friert der Kohl tot.“

„Dann musst du ja doch noch ganz schön aufpassen“, meint Hanno. „Das stimmt“, Jens nickt, „Hast du aufgepasst? Du hast mir ganz schön viele Fragen gestellt und nun ist die Kohlschlöpe schon voll. Wir fahren jetzt zurück zum Hof und putzen den Kohl. Dann ist erstmal Feierabend für heute.“ Tatsächlich! Jens flunkert nicht, die drei Kisten sind schon voll. Hanno winkt Ella durch die Fensterscheibe zu. Zurück auf dem Hof, hüpft Ella vor Freude. „Schau mal Oma da sind Pferde!“, sagt sie. „Wollen wir da mal zusammen hingucken?“, fragt Oma. Oma und Ella stellen sich an die Einfahrt und schauen den Pferden auf der anderen Straßenseite beim Grasen zu.

„Fahren Sie aktuell jeden Tag raus?“, fragt Opa. Jens nickt: „Ja, wir fahren aktuell jeden Morgen aufs Kohlfeld zum Kohlschneiden. Aber es ist ganz unterschiedlich, was wir ernten. Denn Wirsingkohl können wir super bei Regen ernten, aber Chinakohl nicht, weil er sonst im Kühlhaus matschig wird.“ Ein Mann fährt eine Kiste in eine Halle. Die anderen fangen an, den Kohl zu putzen und ihn in kleinere Kisten zu packen. Andere Kisten fährt er ins Kühlhaus. „Und wie kalt ist das Kühlhaus?“, fragt Opa. „Wir lagern den Kohl bei 0,3 °C ein, wenn wir ihn vorsichtig eingelagert haben und nicht zu rabiat mit den Kohlköpfen umgegangen sind, dann hält sich der Kohl bis Mai. Der Wirsingkohl, der dort schon in Kisten eingepackt wird, der wird aber noch heute abgeholt und kommt hier gar nicht mehr in die Kühlung.“

„Früher kannte ich diesen ganzen neumodischen Kohl wie Chinakohl gar nicht, nur diesen großen Weißkohl“, meint Opa, „Das war ein spannender Einblick hier auf dem Hof.“ „Ja, als ich vor drei Jahren mit dem Chinakohl angefangen habe, habe ich gerade einmal 1.000 Pflanzen davon gehabt. Heute habe ich schon etwa 100.000 Pflanzen, das sind hundertmal so viele. Der typische Dithmarscher-Kohl ist eigentlich der große Industriekohl und Weißkohl wird seit Jahren immer weniger nachgefragt. Dafür werden mehr Brokkoli und Chinakohl nachgefragt.“ „Ich würde noch einen Weißkohl kaufen“, sagt Opa, „Mir schmeckt der nämlich sehr gut.“ Jens holt für Opa einen Weißkohl aus der Kühlung. „Vielen Dank für den Einblick!“, sagt Opa zum Abschied und auch Hanno sagt: „Dankeschön!“

Als sie wieder im Auto sitzen, und Ella schon von Kohlfeldern und Pferden träumt, denkt Hanno über den kunterbunten Kohl nach, der viel bunter ist, als er gedacht hat. „Du hattest Recht Opa“, sagt er, „Kohl ist wirklich vielfältig. Vielleicht probiere ich jetzt das nächste Mal doch mehr Kohl. Jens hat mir auch einen Tipp verraten.“ „Na, da bin ich aber mal gespannt“, sagt Opa, „Und wenn wir Oma ganz lieb fragen, dann macht sie uns morgen zum Mittag, bevor eure Eltern euch wieder abholen, vielleicht Kohlrouladen. Den passenden Kohl dafür habe ich mitgenommen.“ Oma lächelt und zwinkert Hanno zu: „Aber nur, wenn du nicht im Essen rumstocherst.“ „Indianerehrenwort!“, verspricht Hanno, dann döst er ein und träumt von Kohlrouladen. Vielleicht, denkt er, vielleicht probiert er nächstes Mal auch wieder Rosenkohl, denn Brokkoli mag er ja auch und das ist ja auch Kohl.

Zu Besuch waren Hanno und Ella dieses Mal bei Jens Dohrn in Haferwisch im kohlgeprägten Dithmarschen. Den Ackerbaubetrieb führt Jens Dohrn in der fünften Generation und seit sieben Jahren bewirtschaftet er ihn biologisch. Kohl gibt es auf dem Hof von Familie Dohrn schon seit mehr als 100 Jahren. Als Bio-Kohlbetrieb ist der Betrieb zwar nicht ganz allein in Dithmarschen, aber die Mehrheit der Kohlbauern bewirtschaftet ihre Felder auf konventionelle Weise. Seinen Kohl vermarktet Jens Dohrn auf dem Frischmarkt, also direkt an die Supermärkte.

Natürlich gibt’s auch wieder ein Bild zum Ausmalen! Viel Spaß dabei!

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