Der Kartoffel-Steckbrief

Moin,

Die Kartoffel sabbelt nicht lange rum, sie überzeugt einfach als Alleskönner. Sie ist vegan, glutenfrei und gekocht sogar frei von Allergenen. Ja, man könnte sich sogar ausschließlich von ihr ernähren und würde trotzdem keinen Mangel leiden. Man kann aus ihr Chips und Pommes herstellen oder Wodka. Da soll erstmal eine andere Kultur um die Ecke kommen und ihr die Stirn bieten. Pah! Und wieß die Kartoffel so ein Knaller ist, fangen wir auch mit ihr an. Im Februar wollen wir uns voll und ganz dieser wundervollen und heiß geliebten Knolle widmen.

Zubereiten kann man sie auf unterschiedlichste Art und Weise. Aus ihr entstehen, wahrlich die tollsten Beilagen. Aber alles auf Anfang. Wie kam die Mutter der Fritte eigentlich zu uns? Was sind die Unterschiede zwischen ihren Sorten und wie werden sie überhaupt angebaut? Diesen ganzen Themen wollen wir uns diesen Monat widmen und etwas Licht in das Dunkel des Nachtschattengewächses bringen.

Was ist die Kartoffel eigentlich?

Die Kartoffel ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse. Was im ersten Moment wie der „Grufti“ in der Gemüsewelt klingt, ist ein Name, der aus dem Mittelalter stammt. Eigentlich bedeutet der Begriff so etwas wie „Nachtschaden“ oder „Albtraum“. Denn Nachtschattengewächsen wurde eine heilende Wirkung zugeschrieben und gaben Schutz vor bösen Dämonen, die einen im Traum besuchten, so lautet zumindest eine Theorie für die Namensherkunft.

Das was wir als „Kartoffel“ kennen sind die Knollen, mit denen sich die Pflanze eigentlich vermehrt.

Namensforschung der Kartoffel

Die Kartoffel hat ihre Heimat entlang der Anden vom westlichen Venezuela, über Argentinien bis in den Süden Chiles. Im Reich der Inka hieß die Kartoffel früher nur kurz und knackig „Papa“. Die ältesten Spuren von „wilden Kartoffeln“ fand man auf der Insel „Chiloé“. Die Spuren schätzt man auf über 13.000 (!) Jahre. Peru gilt aber als dass Vaterland der Kartoffel, da es dort über 300 einheimische Sorten gibt.

Den Namen „Papa“ übernahmen die spanischen Seefahrer, die die Kartoffel mit nach Europa brachten für eine gewisse Zeit des 16. Jahrhunderts. Auf den kanarischen Inseln wird der Name auch noch heute für die Kartoffel verwendet.

Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zur bereits bekannten „Süßkartoffel“ nannten die Spanier auf dem Festland die Kartoffel ebenfalls „patata“, welcher schon länger als Name für die Süßkartoffel galt. Dieser Begriff setzte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts in ganz Europa durch. Auch der englische Begriff „potato“ leitet sich von diesem Begriff ab. In England war die Kartoffel allerdings schon im 17. Jahrhundert bekannt und schaffte es innerhalb kurzer Zeit auch in Irland zum Hauptnahrungsmittel zu werden. Für die Iren war die Kartoffel wie ein 6er im Lotto.

Da die Kartoffel keine großen Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit stellte, konnte sie problemlos an den steilen und sandigen Hängen auf der grünen Insel angebaut werden. Das größte Plus ist aber der Ertrag der Kartoffel. Da kommen schnell viele Tonnen auf einem Hektar zusammen. Im Jahr 2020 wurden nach vorläufigen Angaben in der Bundesrepublik je Hektar Anbaufläche rund 420,2 Dezitonnen Kartoffeln geerntet. Die höchsten Hektarerträge bundesweit verzeichnete im Jahr 2020 dabei Niedersachsen mit 451,7 Dezitonnen.

Die Karriere der Kartoffel in Deutschland

Ab 1647 wurde die Kartoffel auch in Deutschland angebaut. Allerdings immer noch eher als Zier- statt als Nutzpflanze. Erst knappe 100 Jahre später gab es den ersten Kartoffelanbau, der die Kartoffel auch als Nahrungs- bzw. Nutzpflanze ansah. Am 24. März 1756 erteilte in Preußen, Friedrich II., den ersten der sogenannten „Kartoffelbefehle“. Er versuchte sein Volk so schnell wie möglich ins „Kartoffelglück“ zu führen.

Um 1800 sprach man dann im deutschen Raum von „Tartuffeln“ oder „Artoffel“. Aus den „Artoffeln“ haben wir dann „die Kartoffel“ gemacht. Aber dennoch gibt es im deutschen aufgrund verschiedener Dialekte auch heute noch verschiedene Namen für die Knolle, wie etwa „Erdäpfel“ (abgeleitet vom französischen „pommes de terre“), Tuffeln, Erd- oder Grundbirnen und viele mehr.

Schön und gut, aber was ist denn für den Anbau genau wichtig?

Für eine kultivierte Kartoffel liegt die optimale Temperatur zwischen 18 und 20 Grad Celsius. Damit sie noch besser wächst, ist es gut, wenn es nachts nicht wärmer als 15 Grad Celsius wird. Wenn es der Kartoffel zu kalt wird, wie z.B. bei unter 10 Grad Celsius oder zu warm, bei über 30 Grad Celsius, hört sie einfach auf zu wachsen.

Hier in Europa ist es üblich, das die Felder zum Kartoffelanbau entweder schon im Herbst oder aber im Frühjahr bearbeitet werden. Der Boden wird dann gepflügt, um ihn aufzulockern. Wenn der Boden im Herbst gepflügt wurde, wird er im Frühjahr aber trotzdem noch einmal aufgelockert. Die Erde sollte danach fein krümelig, frei von Brocken und trocken sein. Jetzt können die Pflanzkartoffeln gesetzt werden und auch der für Kartoffeln typische Damm kann geformt werden. Sandige, feine Böden eignen sich super für den Kartoffelanbau. Wenn dann auch noch eine geringe Luftfeuchtigkeit herrscht, fühlt sich die Kartoffel besonders wohl. Denn durch die geringe Luftfeuchtigkeit ist auch das Risiko von Schädlingen und Krankheiten befallen zu werden, geringer.

Das größte Kartoffelanbaugebiet in Deutschland ist die Lüneburger Heide. Bereits seit dem 19. Jahrhundert ist dies das größte, aber auch bekannteste Anbaugebiet hier in Deutschland.

Und welche Unterschiede gibt es nun bei Kartoffeln?

Die Begriffe festkochend, vorwiegend festkochend, mehligkochend und Frühkartoffeln kennt jeder von uns. Das liegt einzig am Stärkegehalt der Kartoffeln, während er bei Frühkartoffeln ca. 12% ausmacht, sind es bei den mehligkochenden bis zu 18%. Klingt im ersten Moment nicht nach einem großen Unterschied, aber im Direktvergleich sind mehligkochende Kartoffeln deutlich fester.

Kleiner Tipp: Der Stärkegehalt der Kartoffel hängt davon ab, wie viel Sonne die Kartoffel gesehen hat, je mehr Sonne desto höher ist ihr Stärkegehalt. Das solltet ihr auch bei der Lagerung beachten. Kartoffeln mögen es dunkel, kühl und trocken. So verhindert ihr auch, dass ihr die Kartoffeln vorzeitig entsorgen müsst, denn sobald es grüne Stellen gibt, solltet ihr es lieber lassen, sie zu essen.

Lecker zu Spargel: Die Frühkartoffel

Frühkartoffeln heißen Frühkartoffeln, weil sie in der Regel vor dem 1. August eines Jahres geerntet werden und somit die ersten Kartoffeln des Jahres sind. Sie waren zu dem Zeitpunkt zwischen 110 und 120 Tage in der Erde und kommen dann direkt in den Supermarkt eures Vertrauens. Sie haben meist einen Stärkegehalt von 12%, aber dennoch kann ein Blick auf das Etikett nicht schaden, denn auch hier kann es verschiedene Kochtypen geben. Frühkartoffel haben meist parallel Saison zum Spargel, weshalb man sie klassisch auch zu Spargel mit Schinken und Hollandaise isst. Sie gibt es auch als Festkochende, vorwiegend Festkochende und mehligkochende Kartoffeln

Aus Frühkartoffeln könnt ihr folgendes am besten machen:

  • Kartoffelsalat
  • Ofenkartoffeln
  • Pellkartoffeln
  • Salzkartoffeln

Bekannte Sorten: Alexandra, Augusta, Corinna, Julinka, Vineta uvm.

Perfekt für den Kartoffelsalat: festkochende Kartoffel

Festkochende Kartoffeln sind die nächstfesteren Kartoffeln nach den Frühkartoffeln. Ihr Stärkegehalt liegt bei 14%. Wenn man aus seinen Kartoffeln feine Scheiben schneiden möchte, sollte man diesen Kochtyp nehmen.

Das könnt ihr alles aus festkochenden Kartoffeln machen:

  • Bratkartoffeln
  • Chips
  • Kartoffelwürfel
  • Kartoffelsalat
  • Kartoffelgratin
  • Pellkartoffeln
  • Pommes
  • Salzkartoffeln

Bekannte Sorten: Allians, Belana, Bellinda, Marion, Simonetta uvm.

Die Allrounderin: vorwiegend festkochende Kartoffel

Bei vorwiegend festkochenden Kartoffeln liegt der Stärkegehalt bei ca. 15%. Sie sind besonders gut geeignet für alles was gebraten oder frittiert wird, denn aufgrund ihres Stärkegehaltes sind etwas „stabiler“ und brechen nicht so schnell wie weichere Sorten. Diese Kartoffelsorte ist ein echter Allrounder.

Dafür könnt ihr die Allrounder-Kartoffel benutzen:

  • Bratkartoffeln
  • Eintöpfe (als Einlage)
  • Gnocchi, Knödel oder Schupfnudeln
  • Kartoffelgratin und Aufläufe
  • Kartoffelsuppe
  • Pellkartoffeln
  • Rösti
  • Salzkartoffeln
  • Pommes

Stampfen, Matschen, pürieren: mehligkochende Kartoffel

Mehligkochende Kartoffeln enthalten ca. 16,5% Stärke, weshalb sie gefühlt recht trocken sind und leicht zerfallen, da sie so mehlig sind. Man kann mit ihnen Saucen abbinden, aus ihnen Kartoffelpüree machen oder sie gestampft sogar als Backzutat verwenden.

Aus mehligkochenden Kartoffeln könnt ihr zum Beispiel folgendes machen:

  • Biskuitteig
  • Eintöpfe
  • Gnocchi, Klöße oder Schupfnudeln
  • Kartoffel-Hefeteig
  • Kroketten
  • Kartoffelpüree
  • Kartoffelpuffer oder Reibekuchen
  • Kartoffelsuppen
  • Waffeln
  • Kekse
  • Muffins
  • Kuchen

Bekannte Sorten: Augusta, Gunda, Karelia, Lucilla, Theresa uvm.

Diversity unter Kartoffeln: Jetzt wird es bunt

Einigen von euch ist die eine oder andere bunte Kartoffel sicherlich schon einmal über den Weg gelaufen. Kartoffeln sind nicht nur gelb, denn sie sind genauso bunt und verschieden wie wir Menschen es sind. Es gibt da viele vielversprechende Namen wie zum Beispiel:

  • Ricarda: Die leicht rötliche Schalde, sowie das fast weiße Fleisch machen die Ricarda zu einem Hingucker, bevor sie überhaupt zubereitet ist. Als vorwiegend festkochende Kartoffel kann man sie für fast alles was man aus Kartoffeln zaubern kann, verwenden.
  • Blaue Anneliese: Bei diesen Kartoffeln ist nicht nur die Schale blau, sondern auch das Fleisch. Sie ist festkochend und eignet sich gut für einen bunten Kartoffelsalat oder sowohl als Eyecatcher-Salzkartoffel oder Püree.
  • Angeliter Tannenzapfen: Diese Kartoffeln sind zwar innen gelb, wie jede andere Kartoffel auch, aber ihre Schale hat einen zarten Rosa-Ton. Ihren Namen hat sie, weil sie meist länglich wächst und daher optisch einem Tannenzapfen ähnelt. Diese Kartoffel kann gut als Brat- oder Pellkartoffel gegessen werden, sie macht aber auch in einem Kartoffelsalat eine gute Figur.
  • Heiderot: Die Heiderot heißt so, weil sie durch und durch rot ist. Ihr Fleisch und ihre Schale überzeugen mit einem rosaroten Farbton. Sie sind festkochend und ihr könnt sie gut für Brat- oder Pellkartoffeln verwenden oder den Kartoffelsalat farblich etwas aufpeppen.
  • Violetta: Violetta ist, wie ihr Name bereits verspricht, farblich im bläulich-violetten Farbbereich zu finden. Auch bei ihr sind sowohl die Schale als auch das Fleisch bläulich-violett. Als festkochende Kartoffel kann man aus ihr Brat-, Pell- oder Salzkartoffeln machen oder einen Kartoffelsalat.
  • Schwarze Ungarin: Man könnte sie als Kartoffel im berühmten „kleinen Schwarzen“ beschreiben. Ihre Schale ist so tief blau-violett gefärbt, dass man sie auf den ersten Blick für ein edles schwarz halten könnte. Ihr Inneres ist aber das komplette Gegenteil. Mit dem hellgelben, fast weißen Fleisch, könnte man meinen das Schneewittchen unter den Kartoffeln gefunden zu haben. Als mehligkochende Kartoffel kann man sie sehr gut für Pellkartoffeln oder Püree verwenden.
  • Red Sonia: Wer sich an Brigitte Nielsen erinnert, ist damit schon mal gar nicht so verkehrt. Denn die Haare, in dem Fall die Schale, ist hier auch rot. Das Innere der Kartoffel ist im Kontrast dazu, hellgelb. Red Sonia ist eine vorwiegend festkochende Kartoffel und deshalb prädestiniert dazu, als Backkartoffel oder als Püree euren Hunger zu bekämpfen.

Kurioses und Spannendes rund um die tolle Knolle

Die Kartoffel ist bis heute das einzige Pflanzenprodukt in der Europäischen Union, dass keiner Marktordnung unterliegt. Was so viel bedeutet, dass die Kartoffeln in Europa noch zu weltmarktfähigen Preisen produziert werden und nicht subventioniert werden müssen.

Mit jährlich über 368,2 Millionen geernteten Tonnen zählt die Kartoffel zu den wichtigsten Nahrungsmitteln der Welt. 2018 wurden Kartoffeln auf einer Gesamtfläche von 17,6 Millionen Hektar angebaut, pro Fläche gab es einen durchschnittlichen Ertrag von 20,9 Tonnen pro Hektar. Die Weltweit größten Kartoffelproduzenten waren 2018 China (90.259.155 Tonnen), Indien (48.529.000 Tonnen) und die Ukraine (22.503.970 Tonnen). Deutschland fand sich auf Platz 7 mit (8.920.800 Tonnen) im weltweiten Ranking wieder.

Die Kartoffel diente auch vielen Künstlern und Künstlerinnen als Inspiration. Sogar Van Gogh malte 1885 ein Bild mit Menschen, die Kartoffeln essen („Die Kartoffelesser“). Auch Max Liebermann oder Wilhelm Trübner widmeten der Knolle ein Gemälde. Der dänische Zeichentrickfilm „Die Geschichte von der wunderbaren Kartoffel“ von 1985 erzählt wie die Kartoffel den Weg von Südamerika nach Europa fand.

Auch im Sprachgebrauch findet sich die Kartoffel immer wieder. Ob in Sprichwörtern „Da wirst du fallen gelassen, wie eine heiße Kartoffel“, oder als Beschreibung für jemanden, der gerne auf dem Sofa sitzt („Couch-Potato“). Die Kartoffel ist und bleibt omnipräsent.

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