Gesponserter Beitrag vom Deutschen Maiskomitee e. V.
Wie steht es eigentlich um die Artenvielfalt in einem Maisschlag? Welche Tiere findet man darin und weshalb? Und warum fliegen im Sommer zunehmend Drohnen über Maisfelder? Wir haben die Antworten für euch zusammengetragen!
Es besteht kein Zweifel: Die Anforderungen an die moderne Landwirtschaft – möglichst viele Nahrungsmittel und Rohstoffe in guter Qualität und natürlich wirtschaftlich rentabel zu produzieren – haben zu Veränderungen in der Agrarlandschaft geführt. Und nicht zuletzt durch die Förderung von Biogasanlagen wurde in bestimmten Regionen vermehrt Mais angebaut. In Bezug auf eine möglichst nachhaltige Landwirtschaft darf man diese Entwicklungen durchaus in Frage stellen.
Erfolgreicher Ackerbau durch biologische Vielfalt
Klar ist aber auch: Kulturarten wie Mais sind nicht generell „gut“ oder „schlecht“ für die Artenvielfalt. Natürlich haben landwirtschaftliche Produktionsflächen, also Felder, auf denen etwas angebaut wird, im Vergleich mit unberührten Naturflächen eine deutlich geringere biologische Vielfalt. Das ist aber nicht nur beim Mais so. Auch bei anderen Getreidearten müssen Landwirt:innen Maßnahmen für zusätzliche Biodiversität treffen, wenn sie in einer Region auf vielen Flächen nebeneinander dieselbe Frucht anbauen. Denn eine Landwirtschaft, die gewinnbringend und nachhaltig arbeiten möchte, ist auf ein intaktes Ökosystem angewiesen. Damit die angebauten Pflanzen ertragreich wachsen, braucht es nämlich die Bestäubungsarbeit von Insekten, natürliche Gegenspieler für Schädlinge und Mikroorganismen für die Bodenfruchtbarkeit.
Kurz gesagt: Ohne biologische Vielfalt kann man keinen erfolgreichen Ackerbau betreiben. Außerdem ist die Landwirtschaft selbst natürlich auch immer ein Teil der Natur – die Felder sind logischerweise nicht abgeschottet. Und so gehören sie ganz selbstverständlich zum Lebensraum für viele winzig kleine bis große Tiere. Manche dieser Tiere helfen den Nutzpflanzen, andere schaden ihnen.
Mais als Grüne Brücke
Über die Biodiversität in Maisfeldern weiß man relativ viel, weil in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche wissenschaftliche Feldstudien durchgeführt wurden. Dabei hat sich gezeigt, dass Maisfelder der Lebensraum für sehr viele verschiedene Tierarten sind. Mehr als 1000 Arthropodenarten (das sind Insekten, Tausendfüßer, Krebstiere und Spinnen) sind in langjährigen Sudien in Maisfeldern festgestellt worden, eine ähnliche Anzahl wie auch in Weizenfeldern. Dabei sind die lange Vegetationzeit und der geringe Einsatz von Insektiziden, also Schädlingsbekämpfungsmitteln, ein großer Vorteil.





Wenn im Sommer Weizen, Gerste, Hafer und Roggen abreifen und schließlich geerntet werden, wird Mais zu einer „Grünen Brücke“ für einwandernde Blattläuse und deren unzähligen Fressfeinde. Denn die Insekten benötigen dann einen neuen Lebensraum und die Maispflanzen sind saftig und süß – ein wahres Paradies für Blattläuse. Sie wiederum locken viele nützliche Insekten wie Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen an. Diese legen ihre Eier in der Nähe ab und die schlüpfenden Larven fressen eine Laus nach der anderen. Bis zur Ernte sichert der Mais so das Überleben vieler Insekten. Bis sie sich schließlich im Spätherbst verpuppen, in wärmere Regionen ziehen oder zurück in das neu eingesäte Getreide und die Ackerrandstreifen wandern. Daher bezeichnet man den Mais als „Grüne Brücke“.
Buntes Treiben im Sommer
Es sind allerdings nicht nur Arthropoden, die sich in Maisschlägen wohlfühlen. Wildbiologische Untersuchungen zeigen, dass der Maisanbau ein Feldrevier durchaus bereichern kann. Denn die lichten Reihen werden im späten Frühjahr, wenn die Getreideschläge immer dichter werden, für Niederwild wie Hase, Rebhuhn und Fasan zunehmend interessanter. Nach der Getreideernte bieten sie Deckung und Schutz. Das führt dazu, dass das Leben in einem Maisfeld in den Sommermonaten kontinuierlich zunimmt. Zwischen den Maispflanzen tummeln sich Nagetiere wie Mäuse, Reptilien wie Eidechsen und sogar große Paarhufer wie Rehe und Wildschweine (Weitere Infos hier in unseren Maisfakten.).
Nicht zu vergessen sind die vielen verschiedenen Vogelarten, die sich im Mais niederlassen. Obwohl ein Maisschlag frühestens ab Ende Mai eine Deckung bietet, gibt es Arten – beispielsweise den Kiebitz –, die gerne darin brüten. Spätestens wenn im Sommer die Maispflanzen immer höher und dichter wachsen und in den Reihen ein kühles Mikroklima entsteht, werden die Maisschläge als Raststätte und Schutz sowie zur Nahrungsaufnahme für verschiedene Vogelarten interessant. Und selbst nach der Ernte sind Maisfelder für Vögel noch wichtig: Die Ernterückstände, die auf dem Feld zurückbleiben, nutzen Zugvögel, um Energievorräte für ihre Reise aufzubauen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass dabei die Randbereiche bis etwa 50 Meter in den Bestand attraktiver zu sein scheinen als die Innenflächen. Diese Erkenntnis ist wichtig, um den Lebensraum rund um Maisfelder zu verbessern. So können entsprechende Strukturen und Naturschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Bei großen Schlägen etwa bedarf es einer strukturellen Aufwertung – zum Beispiel durch Blühstreifen oder -inseln –, damit die positiven Wirkungen auf Vögel und auf das Niederwild erhalten bleiben. Möglichkeiten sind artenreiche Saumstrukturen im Grenzbereich von Äckern, sogenannte Eh da-Flächen oder ökologische Vorrangflächen, also die Stilllegung von Flächen oder der Anbau von Zwischenfrüchten.
Gefährlicher Schädling
Wie bereits erwähnt, kommt man im Maisanbau im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen mit sehr wenig Pflanzenschutzmitteln aus (Weitere Infos hier in unseren Maisfakten.). Anders als bei beispielsweise Winterweizen, der von zahlreichen Schädlingen befallen wird, leben im Mais nur sehr wenige Insekten, die der Pflanze selbst zur Gefahr werden. Und nur zwei von ihnen müssen überhaupt bekämpft werden: In einigen Regionen kommt der seit 2007 nach Deutschland eingewanderte Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) vor.
Der Hauptschädling ist der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis). Dabei handelt es sich um einen eher unscheinbaren beigen Falter, der zwischen Juni und Juli aus seinem Kokon schlüpft. Er lebt dann zwar nur 18 bis 24 Tage, aber diese kurze Zeit nutzt der Zünsler besonders effektiv. Währenddessen legt er seine Eier ab – meist an der Blattunterseite des Maises – und zwar in Gelegen mit bis zu 500 Eiern. Aus diesen schlüpfen nach wenigen Tagen die gefräßigen Larven. Sie bohren sich in die Pflanze und fressen dort das Innere der Stängel und Kolben an. Dadurch knickt der Mais ab und wird anfällig für Krankheiten und Pilze. Je nachdem, wie stark sich der Maiszünsler vermehrt, ist die Ernte zu großen Anteilen gefährdet und es kommt zu enormen finanziellen Ausfällen. Das Besondere: Mais ist bislang die einzige Ackerkultur bei der man durch den Einsatz eines Nützlings auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten kann. Der Schädling wird biologisch bekämpft. Und das schont nicht nur die Umwelt, sondern vor allem die vielen Nützlinge, die im Mais leben.
Verheißt nichts Gutes: Eine Maiszünslerraupe im Maisbart. Mehrere Raupen fressen sich durch den Kolben. Der Stängel der Pflanze wurde vom Maiszünsler völlig durchbohrt.
Trichogramma: Kleiner Helfer mit großer Wirkung
Aber wie genau funktioniert das? Schon mal etwas von Multikoptern in der Landwirtschaft gehört? Multikopter bzw. Drohnen stehen mittlerweile nicht mehr nur bei Technikfans hoch im Kurs. Auch in der Landwirtschaft werden sie immer häufiger eingesetzt. Am bekanntesten ist der Einsatz beim Aufspüren von Rehkitzen in Wiesen, die gemäht werden sollen. Landwirt:innen nutzen die Fluggeräte, die oft mit Kameras ausgestattet sind, auch für die Fern-Erkundung von Pflanzenbeständen. Die Luftbilder geben ihnen Hinweise zu Nährstoffmangel, unterschiedlicher Abreife oder zur Verunkrautung. Und immer häufiger werden Multikopter für den biologischen Pflanzenschutz eingesetzt – etwa im Kampf gegen den gefährlichen Maiszünsler.
Beitrag zur Artenvielfalt
Denn mit der Schlupfwespe Trichogramma gibt es einen wirksamen Gegenspieler. Und diese kann besonders effizient per Multikopter ausgebracht werden. Das funktioniert so: Die Art Trichogramma brassicae wird im Labor in Massen vermehrt und in verschiedenen Entwicklungsstadien auf kleinen Kärtchen aufgetragen (die von Hand im Feld angebracht werden müssen) oder in Kugeln aus Maisstärke untergebracht. Sowohl die Karten als auch die Kugeln enthalten Eier, aus denen die Trichogrammen nach ein bis zwei Tagen schlüpfen. Diese paaren sich dann und legen ihre Eier direkt in die Gelege des Maiszünslers. Diese sterben in der Folge ab und werden so unschädlich.
Die Schlupfwespen werden zu Beginn des Zünslerflugs – je nach Region und Witterung zwischen Mitte Juni und Juli – ausgebracht. Bei der Ausbringung mit einem Multikopter fliegt dieser über das betroffene Feld und lässt die kleinen mit Trichogrammaeiern befüllten, biologisch abbaubaren Kugeln fallen. Dabei werden Wirkungsgrade von durchschnittlich etwa 75 bis 85 Prozent erzielt, sodass der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln entfällt. Das hat den großen Vorteil, dass so weitere Nützlinge geschont werden, insbesondere die genannten Gegenspieler der Blattläuse wie Florfliegen, Marienkäfer und andere Insekten wie Bienen. So trägt der biologische Pflanzenschutz maßgeblich zur Erhaltung der tierischen Vielfalt in Maisfeldern bei.
Das waren ganz schön viele Infos auf einmal? Wenn ihr Fragen habt, stellt sie gern in den Kommentaren oder schickt eine Mail an moin@deichdeern.com. Weitere wissenswerte Dinge rund ums Thema Mais findet ihr außerdem beim Deutschen Maiskomitee – ein Besuch auf der Website lohnt sich sehr.
Für mehr Transparenz: Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Maiskomitee e. V. entstanden. Vielen Dank.
(Credit Headerbild: DMK)