Moin,
ich hoffe, ihr hattet alle schöne Weihnachten. Ich, Kerstin, darf euch heute hier bei Julia einen weiteren nordfriesischen Brauch zum Jahreswechsel vorstellen und freue mich sehr darüber.
Der Lockdown hält uns alle fest im Griff, so dass wir das Ende diesen Jahres vermutlich größtenteils anders verbringen als die Jahre davor oder so wie wir es geplant hatten. Das ist sicherlich nicht immer leicht, aber für manche Routinen und Traditionen bietet es vielleicht auch die Möglichkeit, Dinge einfach mal anders zu machen.
Dieses Jahr fällt die schöne Tradition leider aus
Ich gehe normalerweise am Ende des Jahres Rummelpottlaufen. Sich zu verkleiden, im Dunkeln von Haus zu Haus zu ziehen und zu singen, um Süßigkeiten (im Erwachsenenalter gibt es manchmal auch Alkohol) zu bekommen, bis der Beutel randvoll ist, das hat mir schon als kleines Kind viel Spaß gemacht.
Dieses Jahr wird Rummelpottlaufen nicht möglich sein oder nur in ganz veränderter Form. Ich werde abgepackte Süßigkeiten vor die Haustür stellen, falls einzelne Kinder vorbeikommen, aber auf ein gemeinsames Singen müssen wir dieses Jahr verzichten. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht bemerkbar machen können. Zum Jahreswechsel möchte ich euch zeigen, wie man einen Rummelpott baut.
Woher hat der Rummelpott eigentlich seinen Namen?
Früher war es sehr beliebt, so ein Polterinstrument beim Rummelpottlaufen dabei zu haben, jetzt sieht und hört man ihn kaum noch. Dabei ist er schnell gemacht und man braucht nicht viele Materialien. Und für dieses besondere Jahr ist er ideal. Sein knarzendes Geräusch ist weit zu hören und wer es kennt, der weiß, dass da noch jemand an der Tradition des Rummelpottlaufens festhält.
Im niederdeutschen Raum und auch im südlichen Dänemark war Rummelpottlaufen früher sehr verbreitet. Man verabschiedet das alte Jahr und begrüßt das neue Jahr mit ein bisschen Remmidemmi. Rummelpottlaufen gehört zu den so genannten „Heischbräuchen“, das heißt die Rummelpottläufer erwarten als Dank für ihre Verkleidung und ihren Gesang Süßigkeiten oder andere Gaben. Möglicherweise liegen die Ursprünge in Riten zur Geisteraustreibung, aber das lässt sich nicht genau nachvollziehen. Es gibt verschiedene überlieferte Lieder, die vom Rummelpott begleitet werden. Das klingt nicht schön, ist aber laut.
Das Lied, das ich aus meiner Kindheit kenne, geht so:
Fru maak de Döör op,
de Rummelpott will rin.
dor kümmt en Schip ut Holland,
dat hett en goden Wind/dat hett keen goden Wind.
Schipper, wullst du wieken!
Feermann, wullst du strieken!
Sett dat Seil op de Topp
Un geevt mi wat in‘n Rummelpott.
Meistens singen wir noch hinterher:
Rummel, rummel rutsche,
giff mi noch en Futje.
Krieg ik een, so bliev ik stahn.
Krieg ik twee, so will ik gahn.
Krieg ik dree, so wünsch ik Glück,
dat de Fruu mit de Poosche
ut de Schosteen flüggt.
Es gibt aber zahlreiche Variationen der verschiedenen Lieder auf Plattdeutsch, Friesisch, Sønderjysk oder auch Hochdeutsch. Die Hauptsache ist, es macht Spaß!
So baust du einen Original-Rummelpott – modern interpretiert nach Kerstin

Material
- Blechdose mit einem Durchmesser von 10 cmZentimeter
- evtl. Farbe zum Bemalen oder Besprühen
- Stab (35-40 cm lang, Durchmesser von 0,5 cm)
- reißfeste, schmale Schnur, circa 2-3 m
- Haargummi oder Gummiband
- Taschenmesser
- Schere
- evtl. getrocknete Erbsen
Ein dünnes Tierfell/eine dünne Tierhaut zum Bespannen in der Größe eines Frühstückstellers. Hier lohnt es sich bei Schlagzeugern, Trommlern, Musikschulen, Musikläden usw. nachzufragen, ob ihr eingerissene Trommelfelle für einen kleinen Taler bekommen könnt, aus denen ihr euer benötigtes Stück herausschneiden könnt. Es vor Verwendung einige Stunden in Wasser eingelegt werden.
Dies ist keine Bauanleitung für einen Rummelpott im Original, sondern an die moderne Zeit angepasst. Zu früheren Zeiten wurde eine frische Schweineblase über einen Tonkrug gespannt. Durch den Harnröhrenfortsatz wurde ein hohler Rundstab geschoben und dieser mit nassen Fingern gerieben. So entstand das „fürchterliche“ Geräusch. Erbsen im Krug konnten zum Rasseln verwendet werden.
Anleitung





Guten Rutsch!
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch in‘s neue Jahr – vielleicht ganz anders als sonst, aber hoffentlich trotzdem schön! Ich werde in jedem Fall ein paar böse Geister verjagen und das neue Jahr laut begrüßen, schaden kann es ja nicht. Und falls ihr einen Rummelpott baut, dann freu ich mich, wenn ihr ein Foto oder Video davon bei Instagram hochladet und mich @jannes_schwester und Julia @deichdeern_com verlinkt, damit wir sie bestaunen können.
Eure Kerstin
Danke für den Einblick in diese mir unbekannte Tradition.
Ein gutes und gesundes neues Jahr und viele Grüße
Nina